Lassen die sich danach ein Bad ein?

Doris Knecht

Doris Knecht

Lassen die sich danach ein Bad ein?

von Doris Knecht

über Fahrerflucht auf der Ski-Piste

Die ganze Zeit warte ich darauf, dass jemand den Vorschlag macht, den Skifahrern Nummerntafeln zu verpassen, zusammen mit der Liftkarte; oder so Nummern-Fetzerl, zum Drüberziehen und Festbinden. Tausende Skiunfälle mit Hunderten Verletzten und Dutzenden Toten passieren in jeder Skisaison, jeder fünfte davon mit Fahrerflucht. Den Vorschlag der Skifahrer-Beschilderung macht aber, im Unterschied zur glücklicherweise wieder vergessenen Forderung nach Nummerntafeln für RadfahrerInnen, niemand. Ich auch nicht.

Man fragt sich bei Geschichten wie jener mit dem Buben in Kärnten allerdings: Was sind das für Leute? Der Siebenjährige war beim Lifteln gestürzt, eine Frau fuhr ihm übers Gesicht und dann einfach weiter. Der Bub hatte tiefe Schnittwunden. Sie habe gesehen, dass sich eh jemand um das Kind kümmere, gab die Frau an, nachdem sie sich Tage später freiwillig bei der Polizei meldete, wohl als ihr klar wurde, dass man ihr auf die Spur kommen würde, auch ohne Nummernschild.

Was sind das für Leute, die so etwas machen? Was haben die erlebt, wie leben die, dass sie sich so eine Kälte, Rücksichtslosigkeit und Brutalität erlauben? Und das für entschuldbar halten? Wie ist man mit denen als Kind umgegangen, und wie gehen die mit ihren Kindern um? Und mit ihren Freundinnen, Kollegen, Partnern? Was ist mit einem Menschen passiert, dass er einen anderen Menschen – ein hilfloses Kind noch dazu – verletzt und einfach weiterfährt, als sei nichts passiert?

Und was machen die, nachdem die dem Kind übers Gesicht gefahren sind: Fahren die heim, lassen sich ein Bad ein, kochen was Feines für sich und ihre Familie und setzen sich dann vor den Fernseher und schauen "The Mentalist"? Und geben dann dem Kind einen Gute-Nacht-Kuss und gehen schlafen, als sei nichts geschehen? Gehen am nächsten Tag arbeiten, wie immer, plaudern mit den Kollegen: Wie war das Ski-Wochenende, danke, super? Menschen wie du und ich, nur ein bisschen anders. Gespenstisch, das.

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