Kinder: lieber doch nicht

Doris Knecht

Doris Knecht

Etwas Derartiges wie eine perfekte Mutter, ein idealer Vater existiert eben nicht.

von Doris Knecht

über "Regretting Motherhood"

Neuester Trend: Bereuen, dass man Kinder gekriegt hat. Zuerst, irgendwann vor einem Jahr, schien der Begriff "Regretting Motherhood" nur auf eine Minderheit von ein paar verirrten Müttern zuzutreffen, die sich auch einiges anhören musste. Aber plötzlich liest man überall davon. Zuvor hat man selten von Müttern oder Vätern gehört, die es bereuten, Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Immer hieß es: Wenn sie erst da sind, ist alles gut, und alle haben das stets bestätigt.

Nun gaben zum ersten Mal Mütter zu, dass sie ihren Nachwuchs zwar lieben, aber auf Kinder verzichten würden, wenn sie sich noch einmal entscheiden könnten. Das löste schließlich eine Bekenntnis-Lawine aus: In Kommentaren und Blogs gestanden Mütter, anonym oder unter ihren richtigen Namen, dass sie lieber keine Kinder gekriegt hätten.

Soeben wurde in Deutschland eine Studie von You-Gov veröffentlicht, die bestätigt, dass es sich dabei offenbar nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern dass ein Fünftel der deutschen Eltern ihre Entscheidung bereut, Kinder gekriegt zu haben: 19 Prozent der Mütter, 20 Prozent der Väter.

Befragt wurden mehr als 2000 Personen; der meistgenannte Grund war die Einschränkung der persönlichen Entfaltung, gleich danach folgten fehlende Betreuungsmöglichkeit sowie Behinderung der Karriere: wobei Letzteres – no na – mehr als doppelt so viele Frauen als Grund angaben wie Männer. Vielleicht spielt bei der Frage allerdings auch noch etwas anderes eine Rolle: Der wachsende Erfolgsdruck der Gesellschaft, alles, was man macht, muss perfekt sein. Und das ist mit Kindern nun mal ein Problem: etwas Derartiges wie eine perfekte Mutter, ein idealer Vater existiert eben nicht.

Die Debatte tut allerdings einer Gruppe gut: Den Frauen, die sich dafür entschieden haben, keine Kinder zu haben, und die das ständig und immer wieder argumentieren und rechtfertigen müssen. Seit Mütter aufzeigen, die es bereuen, ist das einfacher geworden.

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