Kennt man nicht, macht man nicht

Doris Knecht

Doris Knecht

Kennt man nicht, macht man nicht, geht nicht

von Doris Knecht

über die Schule

Leserin Christine K. war viele Jahre lang Volksschullehrerin in Wien, jetzt ist sie pensioniert. Und sie hat zweierlei: erstens noch immer die Fähigkeit, Kindern etwas beizubringen, zweitens Zeit und Lust dazu. Also hat sie beschlossen, mit all dem etwas Vernünftiges anzufangen: indem sie in der Volksschule eines kleinen Orts im Burgenland Asylwerber-Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zwei Mal die Woche Deutsch beibringt. Damit die sich in der Schule leichter tun, und die Schule sich auch leichter mit ihnen, weil: eh klar, ist es einfacher und sinnvoller, ein Kind zu unterrichten, das die Sprache versteht. Frau K. schreibt, sie habe alles mit der Direktorin dieser Schule besprochen, und sie wollte zu Schulbeginn loslegen. Als Lese-Patin, wie es sie zum Beispiel in Wien seit fünf Jahren gibt: Die kommen in Schulen und betreuen in Absprache mit der Klassenlehrerin die einzelnen lese- und sprachschwachen Kinder. Auch im Burgenland gibt es ein entsprechendes vom Roten Kreuz initiiertes Projekt, allerdings beschränkt auf den Bezirk Mattersburg.

Die Direktorin der kleinen Schule, in deren Nähe Frau K. lebt, leitete nun den tollen Plan an den zuständigen Schulinspektor weiter. Und der habe, erzählt Frau K., das Ansinnen abgelehnt, mit der Begründung, Frau K. sei eine schulfremde Person. Sie habe dann beim Landesschulrat in Eisenstadt angerufen, dort haben man von Lese-Patenschaften, wie es sie in Wien gibt, offenbar bisher nichts gehört. Und das war’s dann.

Frau K. ist fassungslos. Es ist alles da: Die Notwendigkeit, der gute Wille engagierter Personen, die Infrastruktur. Es kostet nichts, es handelt sich auch nicht um ein gefährliches, neues Pädagogik-Experiment, sondern um eine bewährte, wirklich sinnvolle Unterstützung für die betroffenen Schülerinnen und Schüler, für die Lehrerinnen und auch für die Mitschüler. Trotzdem: Kennt man nicht, macht man nicht, geht nicht. Frau K. kann die Kinder nun zwar natürlich trotzdem unterrichten: in deren Freizeit, und außerhalb der Schule.

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