Hallender Donnerschlag

Doris Knecht

Doris Knecht

Dieser Donnerschlag hallt hoffentlich bis Europa.

von Doris Knecht

über die Homo-Ehe in den USA

Es war eine der schönsten Reden, die Barack Obama je gehalten hat, als er am Freitag die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes kommentierte, der eben die Ehe für Lesben und Schwule in allen 50 US-Staaten legalisiert hatte. Erfolg komme, so Obama, oft in kleinen Dosen, mitunter im Zwei-Schritte-vor-ein-Schritt-zurück-Modus, vorangetrieben nur vom unbeirrten Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern, die sich einer Sache verschrieben haben. Aber manchmal, sagte Obama "gibt es Tage wie diesen, wenn dieser hartnäckige Einsatz mit Gerechtigkeit belohnt wird wie mit einem Donnerschlag."

Dieser Donnerschlag hallt hoffentlich bis Europa, wo viele Länder bei der Homo-Ehe noch immer säumig sind. Auf der einen Seite beschwört Europa die aufgeklärte westliche Gesellschaft, auch als Gegenmodell zum Islamismus; andererseits halt dann doch nicht hundertprozentig. Ein bisschen Diskriminierung behält man sich vor, auch in Österreich, wo die Homo-Ehe Strich um Bindestrich (jener im Doppelnamen) erkämpft werden muss. Eingetragene Partnerschaften: ja, Ehe: nein. Eine parlamentarische Bürgerinitiative läuft gerade, letztlich wird aber wohl wie immer die Justiz die Versäumnisse einer mutlosen Politik reparieren.

Am Samstag schlossen in Dallas George Harris und Jack Evans die erste texanische Homo-Ehe. Harris ist 82 Jahre alt, Evans 85, seit 55 Jahren sind sie zusammen, seit 1960 also. Nur zur Erinnerung, weil man das jetzt gern vergisst, da Homosexualität endlich Mainstream geworden ist und Händchen haltende schwule und lesbische Paare nicht nur auf Ampeln zum Straßenbild gehören: Erst 1971 wurde in Österreich das Totalverbot für homosexuelle Handlungen aufgehoben: bis dahin landeten Liebende vor Gericht und im Gefängnis.

Das Bild des Glücks der alten Ehemänner in Dallas: Es ist die Antwort auf die Frage, die sich AktivistInnen über die Jahrzehnte ganz bestimmt immer wieder gestellt haben und immer noch stellen: Wofür tue ich mir das an? Dafür.

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