Die vielleicht längste Fußnote der Welt

Doris Knecht

Doris Knecht

Philipp Roth wird den Literatur-Nobelpreis auch wieder nicht bekommen aber diesmal sind wir vorbereitet.

von Doris Knecht

über den Literaturnobelpreis

Sie wissen, was heute für ein Tag ist. Heute ist Literaturnobelpreis-Tag, und damit Preiset-den-Roth-Tag. Philipp Roth wird den Literatur-Nobelpreis auch wieder nicht bekommen aber diesmal sind wir vorbereitet, und wir werden uns deshalb nicht im Übermaß darob beschweren. Denn heuer ist es praktisch unmöglich, dass ihn Roth bekommt, weil ihn letztes Jahr Alice Munro bekommen hat, was vollkommen in Ordnung war. Nur leider wird dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass der große und leider nicht unfehlbare Literatur-Nobelpreis-Jury-Finger auch heuer wieder nach Nordamerika zeigt, außerordentlich gering, den Munro ist Kanadierin. Es wird wohl ein anderer Kontinent werden, Afrika scheint logisch, denn Asien und vor allem Europa waren in diesem Jahrzehnt schon dran.

Roth also auch heuer nicht. Nächstes Jahr vielleicht. Wenngleich die Chancen mit jedem Jahr, das sich auf seinen im Oktober 2012 gefassten Entschluss stapelt, fortan keine Romane mehr zu schreiben, geringer werden. Allerdings ist die Gefahr, dass Philipp Roth in Vergessenheit gerät, minder groß. Der Preiset-den-Roth-Tag soll dazu sein Schäuferl beitragen, und sei es noch so klein.

Anderseits ist es vielleicht auch gut, dass Philipp Roth auch heuer den Literatur-Nobelpreis nicht bekommt. Nicht für Philipp Roth, aber für uns, denn, Roth, 82, kann dieses Erdenrund unmöglich ohne den Nobelpreis verlassen und bleibt uns so vielleicht umso länger erhalten. Denn auch wenn Philipp Roth nicht mehr schreibt, ist eine Welt ohne Philipp Roth unvorstellbar.

Der Preiset-den-Roth-Tag soll uns auch ein willkommener Anlass sein, eines seiner Werke der neuerlichen Lektüre zuzuführen. Diesmal "Sabbaths Theater" aus 1995, mit einem der hinreißendsten ersten Sätze der Literaturgeschichte, ein von Null-auf-hundert-Satz, ein Erster-Satz-Wunder. Und mit der wahrscheinlich längsten Fußnote der Welt, die sich über neunzehn halbe Buchseiten zieht.

Preiset den Roth; heute und an allen anderen Tagen.

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