Das passiert halt manchmal

Doris Knecht

Doris Knecht

Gestern landete ein völlig vertrockneter Viertel-Kopf Rotkraut, der sich hinten im Kühlschrank versteckt hatte, im Müll. Das ist ärgerlich, kommt einem aber nicht so dramatisch vor: So etwas passiert halt, man übersieht mitunter Lebensmittel im Kühlschrank, oder die Wochenplanung ändert sich und man kocht seltener als ursprünglich geplant, oder man hatte einfach ein paar Tage lang überhaupt keinen Gusto darauf. Plötzlich ist das Lebensmittel nicht mehr gut: Das kommt vor. Dramatisch wird es, wenn man es im Großen betrachtet: 157.000 Tonnen Lebensmittel landen in Österreich jährlich nur aus den Privathaushalten im Müll, und mein Viertel Rotkraut ist ein Teil davon.

Der Sender FM4 beschäftigt sich diese Woche schwerpunktmäßig und sehr detailliert mit dem Problem Lebensmittelverschwendung, und wie es zu vermeiden wäre. Und das ist gut.

Wenn man sich das nämlich einmal genau ansieht: Das Rotkraut, das ich ungegessen weggeworfen habe, hat ein Bauer gesät, gepflegt, geerntet, in vielen Arbeitsstunden. Es wurde mit Wasser gewaschen und mit Strom gekühlt, dann wurde es in einem Lkw auf einen Großmarkt oder zu einem Verteiler gefahren und von dort wieder in einem Lkw in den Supermarkt, wo es von jemandem ausgeladen und transportiert und eingeschlichtet wurde. Dann habe ich das Rotkraut mit meinem verdienten Geld gekauft, habe es heimgebracht und wieder gekühlt, dann die Hälfte davon verkocht und ein Viertel in einen Salat geschnitten. Und das vierte Viertel wurde dann erneut in den Kühlschrank gelegt und dort leider zu lange vergessen. Und jetzt liegt es im Mülleimer, in einem dafür produzierten Plastiksack, der später in dieser Woche von den starken Männern der MA 48 abgeholt und in einem Lkw zu einer Müll-Verarbeitungsanlage gebracht wird. Es steckt irrsinnig viel Energie in all diesen Vorgängen, Arbeitsleistung, Geld. Und ja, es ist nur ein Viertel Rotkraut, das ich da weggeworfen habe, aber eine riesige Verschwendung ist es trotzdem.

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