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Doris Knecht

Doris Knecht

Das ist sehr vielen Österreichern nicht nur egal, sondern sogar recht.

von Doris Knecht

über Zelte für Flüchtlinge

Um es jenen, die etwas anderes behaupten, noch einmal zu erklären: die Syrer, die jetzt kommen, sind keine Wirtschafts-, sondern Kriegsflüchtlinge. Sie verlassen ihre Heimat, um ihr blankes Leben zu retten und das ihrer Familien.

Wenn man nicht völlig blind durch Welt und Netz geht, wird man ganz von allein informiert, aus welchen Umständen sie flohen, mit täglichen Updates: Bilder und Videos von Hinrichtungen, von Männern, die in Käfigen ertränkt, in Autos verbrannt, von Türmen geworfen werden, von zwangsverheirateten, versklavten Frauen. Überhaupt: die Frauen und Mädchen, die gezwungen werden, sich zu verschleiern und zu verhüllen in schwarzen Gewändern, um den Männern zu Diensten zu sein, ihr Leben lang, rechtlos.

Da sind die Bilder der völlig zerstörten Städte: kein Stein mehr auf dem anderen, kein Haus mehr intakt, kein Geschäft, keine Straße, kein Baum. Keine Schulen, keine Fabriken, keine Banken, keine Ämter.

Das ist die Welt, aus der die syrischen Flüchtlinge kommen. 3.984.393 Männer, Frauen und Kinder aus Syrien sind derzeit oft wochenlang auf der Flucht (die Zahl stammt aus einer UNHCR-Aussendung vom 17. Juni), in Worten: knapp vier Millionen.

Diese Menschen lassen wir in Zelten und – wie die Fotos aus Traiskirchen zeigen – auf dem Boden und auf dem Rasen schlafen, wir geben ihnen nicht genug zu essen und lassen sie dafür stundenlang anstehen. Das ist sehr vielen Österreichern nicht nur egal, sondern sogar recht.

Aber immer mehr Menschen nicht. Immer mehr Ortschaften, Bürgermeister, Initiativen und Privatleute reagieren: nehmen Flüchtlinge auf, stellen Flüchtlingsfamilien private Gartenhäuser oder ungenutzte Wohnungen zur Verfügung, lernen mit ihnen Deutsch, kümmern sich um unbegleitete Minderjährige. Und in Traiskirchen steht jetzt der Omni.Bus der Caritas (www.caritas.wien.at), an dem täglich Sachspenden und Lebensmittel abgegeben werden können.

Man spürt jetzt die Solidarität, überall; und sie wächst.

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