Wie lange noch?

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Wie lange noch?

von Georg Leyrer

über die bleierne Routine im Fernsehen.

Reality-TV – und dieser Vergleich tut zugleich auch ein bisschen weh – war einmal so etwas wie der Punk des Fernsehens. Damals, als das Dschungelcamp noch neu und aufregend im doppelten Wortsinn war, war die radikale, offensive Unterschreitung des gewohnten Niveaus im Fernsehen auch erfrischend. Das Medium war an Biederkeit erkrankt, an Routine und Fadesse, in Österreich noch dazu vergiftet durch parteipolitischen Dauerzank. Da schien selbst das Verspeisen von Maden eine vertretbare Antwort: Die waren zumindest nicht nach Proporz ausgewählt.

Nun, eineinhalb Jahrzehnte später, stellt sich die Frage von damals neu: Wie kann Fernsehen aus der bleiernen permanenten Routine ausbrechen, zu der auch der fade Dschungel längst gehört? Wer traut sich noch etwas im Fernsehen? Und vor allem: Was?

Denn weiter nach unten geht es nicht, vor allem, weil dort das Internet alle denkbaren unteren und untersten Schubladen besetzt (wer hat das Lugner-Video noch nicht gesehen?). Filme und Serien, also den vergleichsweise hochklassigen Fernsehalltag, kann man längst anderswo bequemer und personalisierter bekommen (die neuen Folgen der „Gilmore Girls“ kommen auf Netflix und nicht ins Nachmittagsfernsehen). Über mehr Info, Hochkultur, Dokus trauen sich die Programmmacher nicht drüber.

Vorerst also heißt es: Mehr vom Gleichen. Noch ein Tatort, noch eine deutsche Dramaschnulze, noch eine Millionenshow. Nur: Wie lange spielt das Publikum da noch mit?

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