Über dem Regenbogen

Xavier Naidoo sieht sich nicht als judenfeindlich.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Irgendwo über dem Regenbogen findet sich eine Wolke, auf der Xavier Naidoo Sinn macht.

von Philipp Wilhelmer

Über die Gedankenwelt von Xavier Naidoo

Zwangsoriginalität ist oft mit schlechten Schlagzeilen verbunden. Wahrheitssuche und Verschwörungstheorie sind oft dieselbe Seite einer Aluhut-Medaille. Xavier Naidoo kann davon mehr als nur ein Lied singen: Er glaubte, die Finanzkrise vorhersagen zu können, singt auf fragwürdige Weise über Homosexuelle, tritt bei rechten Verschwörungstheoretikern auf und wurde – ausgerechnet! – von Elton John zu seiner Sangeskarriere inspiriert.

Was man ihm zugutehalten muss: Der Mann hat keine Angst vor der Öffentlichkeit. Und er hat keine Angst vor Widersprüchen. Seine sind weniger einer hohen Intellektualität geschuldet, sondern scheinen der geistigen Sprunghaftigkeit eines Neureichen zu entspringen. Als überzeugter Christ kritisiert er die Kirche, spricht bei rechten Verschwörungstheoretikern, distanziert sich aber von NPD und findet die Pegida-Bewegung übertrieben. „Mein Image war eh schon immer etwas verdreht. Man bezeichnete mich als homophob, als esoterischen Spinner und als religiösen Fanatiker“, erklärte er in einem vielbeachteten Interview im Stern. Was die Leute über ihn denken, sei ihm aber eigentlich egal. Schön für ihn.

Die deutsche ARD hat sich mit dem polarisierenden Sänger jedenfalls ordentlich in die Nesseln gesetzt. Nach den Signalen der Weltoffenheit in Kopenhagen und Wien ist Naidoo eine schräge Wahl. Irgendwo über dem Regenbogen findet sich eine Wolke, auf der der Sänger und seine Theorien Sinn machen. Beim Song Contest eher nicht.

Kommentare