Schöner streiten

Es ist ja nichts falscher als der Glaube, dass junge Menschen nichts mehr lesen. Das Gegenteil ist der Fall: Online ist man permanent mit Text konfrontiert, die kürzesten Häppchen summieren sich zu einer permanenten Dauertextmasse, zu mehr, als Kinder früherer Zeiten im Durchschnitt jemals gelesen hätten.

Hat nichts mit Literatur zu tun? Sagen Sie das ja nicht den Bachmann-Preis-Verantwortlichen. Die haben, und zwar völlig zu Recht, heuer mit Stefanie Sargnagel eine Autorin eingeladen, die über Facebook-Texte bekannt geworden ist. Literatur, abseits des Ärmelschoners.

Dass diese ästhetische Offenheit ausgerechnet von Klagenfurt aus den Weg auf den TV-Schirm findet, ist kein Zufall: Der Bachmannpreis bekommt in der schon 40. Ausgabe eine neue Zeitgemäßheit. Denn wir lesen zwar nicht weniger, aber streiten mehr. Und bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur wird intensiv, ausdauernd und ernsthaft über etwas disputiert, mit dem zu beschäftigen sich wirklich lohnt. Wenn schon streiten, dann über Kultur.