Überall nur Pezis.

von Guido Tartarotti

über das neue "Literarische Quartett" und seine Kasperltheater-Qualitäten.

Erste Ausgabe des wiederbelebten „Literarischen Quartetts“ – und die furchtbare Erkenntnis: Die sind leider nicht mehr lustig.

Kein Mensch hat sich ja die legendäre Buchsendung wegen der Bücher angeschaut (wer das behauptete, wer entweder ein Heuchler oder Autor eines der Bücher, die in der Sendung vorkamen). Sondern man wollte sehen, wie Marcel Reich-Ranicki mit lispelnder, aber dennoch spitzer Zunge hemmungslos übertreibend Romane verriss, als wäre es eine gegen die Genfer Konvention verstoßende Zumutung, dass er diesem Dreck Lebenszeit widmen musste. Man wollte sehen, wie Hellmuth Karasek, der skandalöserweise am Dienstag gestorben ist, Reich-Ranicki durch lächelnd platzierte, hoch gebildete Pointen noch weiter anstachelte, bis man Angst ums Mobiliar bekam. Man wollte sehen, wie Sigrid Löffler Empörung heuchelte (und nach einem Streit mit Reich-Ranicki tatsächlich die Sendung verließ). Und man wollte sehen, wie sich der jeweilige Gast angsterfüllt duckte und sich fragte, ob und wie er wohl da wieder lebend rauskäme.

Das originale „Literarische Quartett“ (1988–2001) war immer nah am Kabarett gebaut. Es war daher auch kaum zu parodieren, weil ohnehin seine eigene Parodie. Sigrid Löffler nannte die Sendung „ein Kasperltheater“, denn es gebe darin ein Krokodil (Reich-Ranicki), einen Kasperl (Karasek) und eine Gretl (sie selbst).

Das neue „Literarische Quartett“ sieht derzeit noch aus, als bestünde es aus lauter Pezis.

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