Das Fernsehen kann sogar noch viel tiefer!

von Guido Tartarotti

über Müll-Fernsehen und über einen "revolutionären Akt".

Unlängst wurde sie wieder im Fernsehen wiederholt: Hans Weingartners brillante Satire „Free Rainer“ von 2007. Moritz Bleibtreu spielt den Produzenten der dümmsten Privat-TV-Shows, der nach einem Nahtoderlebnis die Seiten wechselt und beginnt, die Einschaltquoten so zu manipulieren, dass Qualitäts-TV plötzlich zum Hit wird. Einer der Vorwürfe, die dem Film gemacht wurden, lautete: Er übertreibt hemmungslos – so tief, wie da behauptet, könne Fernsehen nie sein. Und damit sind wir beim Finale der SAT1-Show „Promi Big Brother“ und bei der Erkenntnis: Es kann sogar noch viel tiefer!

Jene Sorte von „Prominenten“, deren Prominenz darin besteht, dass sie von einer Reality-Show zur anderen weiterziehen, und die außerhalb dieses bizarren ParallelUniversums vermutlich nicht einmal existieren, hopst da kreuz und quer durchs Bild, zeigt ihre Plastikbrüste und redet irgendwelchen Unsinn. Strafverschärfend gibt es dazu die fürchterliche Cindy aus Marzahn.

Der Zuschauer flieht, landet zum Beispiel auf RTL, wo ein hochgradig unbegabter Komödiant namens Barth ein ganzes Stadion damit füllt, dass er zehn Minuten lang über die Flatulenz seines Hundes referiert.

Wie sagte Konstantin Wecker unlängst in den „Seitenblicken“? „Ich bin der Meinung, dass Gedichtelesen mittlerweile ein revolutionärer Akt geworden ist.“ Das wäre doch einmal etwas: Konstantin Wecker liest im Fernsehen Gedichte, und Bleibtreu manipuliert die Quote.

Kommentare