Die Toten von Salzburg

Aber, Geheimtipp: Man kann angeblich auch ohne Fernseher schlafen.

von Anna Gasteiger

über den Leipziger "Tatort"

Heute treten die Leipziger „ Tatort“-Kommissare (Martin Wuttke und Simone Thomalla) zum letzten Mal an: Gut, weil nach einem unglaubwürdigeren Paar muss man in der „Tatort“-Geschichte lange suchen. Und schlecht, weil jetzt wieder neue Ermittler eingeführt werden müssen. Es gab Zeiten, in denen entweder die Münchner Kommissare oder die Frankfurter oder zwei, drei andere in tristen Straßenzügen durchschaubare Fälle aufklärten. In der ersten halben Stunde war klar, wer der Mörder ist, und dann konnte man beruhigt einschlafen. Jetzt hat der Ehrgeiz auch am Sonntagabend Einzug gehalten und es ist mit der Ruhe vorbei. Die Phlegmatiker sagen: Warten bis zum nächsten Bayern-„Tatort“. Andere denken über ein „Heimatkanal“-Abo nach. Die Situation ist unbefriedigend. Aber, Geheimtipp: Man kann angeblich auch ohne Fernseher schlafen.

Die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer ist medial schwer zu vermitteln: Es gibt keine Gesichter, ja nicht einmal konkrete Ortsnamen, die sich mit der Tragödie verbinden lassen. Worte wie „Tschernobyl“ oder „Lassing“ rufen bis heute (schreckliche) Bilder in unseren Köpfen wach. „Vor der Küste Libyens“ oder „Mittelmeer“ dagegen klingt vage, fast freundlich. Wie wäre es, wenn alle europäischen Staaten für einen Teil der Menschen, die auf dem Weg zu ihnen gestorben sind, die Verantwortung übernehmen? Wir könnten dann angemessen um die Toten von Salzburg oder Bratislava trauern.anna.gasteiger

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