Broccoli

Er ist alles, sie ist nichts.

von Anna Gasteiger

über "Pretty Woman"

Anstatt zu sagen: Liebe Zuschauer, es tut uns leid, dass wir euch seit einem Vierteljahrhundert nichts Neues bieten können, feierte der ORF den 25. Geburtstag des „Kultfilms ‚Pretty Woman‘“. Früher hätte man in diesem Zusammenhang ein Sprichwort zitiert, das mit Fäkalien und Vergolden zu tun hat, heutzutage ist dieser Vorgang wahrscheinlich der letzte Schrei in der Fernsehprogrammvermarktung.

Falls Sie „das Aschenputtel-Märchen, das Filmgeschichte geschrieben hat“ (zitiert wird aus einer Presseaussendung) am Freitag oder sonst irgendwann in den letzten 25 Jahren gesehen haben, wissen Sie ja, worum es geht. Eine unbedarfte junge Frau, Prostituierte, wird von einem älteren reichen Mann zum herzeigbaren Society-Pupperl geformt. Er ist alles, sie nichts. Er fährt zu Beginn des Films in einem Sportwagen durch Los Angeles, von ihr sieht man zuerst einen nackten Popo in Spitzenunterwäsche. Er ist souverän bis in die gegelten Haarspitzen, sie kichert und kudert und macht sich bei jeder Gelegenheit zur Idiotin. Er schlägt ihr ein Leben als Luxus-Mätresse in seinen Diensten vor, sie fällt ihm jubelnd in die Arme, als er es sich im letzten Moment doch anders überlegt.

Zum 50. Geburtstag schlagen wir Frauen unseren Männern dann – wie im Film – vor, uns gemeinsam „steif wie Gemüse“ vor den Fernseher zu setzen und alte Filme anzuschauen. Und die sagen darauf herablassend „Wir spielen morgen Broccoli“ und gehen alleine an die Bar Klavier spielen. Wie im Film. Das wird schön.

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