Schuh-Nummer

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Nun, wo die Schotten sich entschieden haben, ist es höchste Zeit, ...

von Karl Hohenlohe

über Urgroßmutter Mary

Nun, wo die Schotten sich entschieden haben, ist es höchste Zeit, wieder einmal meine schottische Urgroßmutter Mary (1850–1922) in die Zeilen zu pressen. Die Anlässe, sie zu erwähnen, werden zunehmend seltener.

Die Urgroßmutter, erst mit dem Thronprätendenten von Monaco vermählt, wurde nach der Geburt des ersten Sohnes geschieden und fand in Ungarn einen neuen Mann und ein neues Zuhause. Der Kontakt zur ihrer alten Heimat blieb zeitlebens erhalten und so kam auch der britische König Edward VII. gelegentlich in das Schloss Festetics nach Keszthely am Plattensee.

Naturgemäß ging dem Gastspiel eine gewisse Aufregung voraus, Haus und Park wurden generalüberholt, selbst die Hunde wurden gebadet und gestriegelt.

Der König kam also, man saß sehr entspannt beim Tee, servierte Sandwiches und kleine Kuchen, als sich plötzlich ein frisch polierter Dackel in den frisch polierten Halbstiefel seiner Majestät verschaute. Es war Liebe auf den ersten Blick, die umgehende Erfüllung forderte.

Der Dackel näherte sich also dem schönen Schuhwerk, ritt auf und tat, was er nicht lassen konnte.

"Aufhören, aufhören!", rief mein Urgroßvater, "Stop it, stop it!" meine Urgroßmutter, aber der Dackel sprach ausschließlich ungarisch.

Da hatte mein Urgroßvater die zündende Idee: Er griff zu einem Kuchenstück und versuchte damit, den liebestollen Dackel vom Stiefel des Königs wegzulocken. Eine kurze Stille entstand, dann sagte meine entnervte Urgroßmutter:

"Well, would YOU stop for a biscuit?"

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