Die Begriffe „kurz“ und „mintgrün“ sind nicht schwer in das Gehirn zu projizieren

von Karl Hohenlohe

über die Auftrittskleidung der ESC-Moderatorinnen

Mitunter lese ich ein Journal und lasse im Hintergrund das TV-Gerät laufen. Gestern beispielsweise.

Auf einmal hörte ich die sehr geschätzte ORF-Modechefin, Frau Ariane Rhomberg, bei Seitenblicke über die Kostüme der ESC-Moderatorinnen schwärmen. So beschrieb sie das Kleid von Frau Tumler folgendermaßen: "Alice wird tragen ein kurzes Seidenduchesse-Kleid in einem Mintgrün, es hat hinten fantastische Volants."

Verehrte Leserschaft, dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Ich ließ das Journal Journal sein und begann zu sinnieren. Es ist mir in meinem ganzen Leben noch nie der Begriff Seidenduchesse untergekommen.

Seide ja, Duchesse ja, aber Seidenduchesse nein. Wie darf ich mir das vorstellen? Ist die Seidenraupe, die dem Seidenkleid Gestalt verlieh aus herzöglichem Besitz? Schimmert die Robe schöner, als wenn sie eine gutbürgerliche Raupe gesponnen hätte?

Die Begriffe "kurz" und "mintgrün" sind nicht schwer in das Gehirn zu projizieren. "Kurz" ist das Gegenteil von "lang" und "mintgrün" die bevorzugte Farbe der Kaugummis. Wie bereits erwähnt, kann ich mit "Seidenduchesse" nichts anfangen, was man von "Volants" wirklich nicht behaupten kann. Ich kenne sie noch, als sie die Herrenfahrer in behandschuhten Händen hielten, um den Limousinen die Richtung zu weisen.

Frau Tumler wird also ein kurzes, kaugummifarbenes Kleid aus herzöglichem Besitz, mit hinten fantastischen Lenkrädern ausführen.

Ich fahre jetzt schon darauf ab.

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