Königsdisziplin

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Und dann gibt es natürlich immer einen König von Salzburg, ein Regent, der alle paar Jahr neu eingesetzt wird.

von Karl Hohenlohe

über Salzburg

Gerade war ich in Salzburg und spazierte durch die Innenstadt. Nicht alleine. Tausende, gefühlte Hunderttausende, streifen zurzeit durch die Landeshauptstadt. Beglückt starren sie in die Lodengeschäfte, kaufen Karajan-Schallplatten und Reiseführer.

Mozart, der noch im Vorjahr Meiststrapazierte, hat es heuer etwas ruhiger. Dafür bekommen die lebenden Künstler wieder mehr Aufmerksamkeit.

Die neueren erfahren Zuneigung, die arrivierten Liebe. Rudolf Buchbinder beispielsweise wird geliebt, seine Autogramme sind so lange begehrt, bis der Beschenkte versucht, das in unglaublichem Furioso hingeworfene Buchstabenwirrwarr zu entziffern.

Und dann gibt es natürlich immer einen König von Salzburg, ein Regent, der alle paar Jahr neu eingesetzt wird. Attila Hörbiger war einer, auch Schell, Simonischek und Lohner, jetzt regiert Cornelius Obonya. Er ist kein lauter, dröhnender Herrscher, keiner, der die Journalisten zu Wortgefechten herausfordert.

Und dann, ganz plötzlich steht der König vor mir. Gerade noch hat man ihn auf der großen Bühne gesehen, wo er mit Schaudern die "Jedermann"-Rufe, die von der Festung herunter fallen, zur Kenntnis genommen hat. Die Menschen zücken ihre Handys, früher waren es Fotoapparate. Ob er ein Autogramm schreiben würde? Natürlich. Aus einem werden zehn und aus zehn hundert.

Der König lächelt nicht nur freundlich, nein, er ist es auch. Applaus brandet auf und die Königstreuen spüren, dass ihnen jene Schauspieler am nächsten sind, die abseits der Bühne keine Rolle spielen.

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