Frau Netrebko überzeugt nicht nur im Rampenlicht.

von Karl Hohenlohe

über Anna Netrebkos Verlobung

Heute in der Straßenbahn. Die beiden Damen waren erfreut. Sehr erfreut. Was war geschehen? Irgendwo, ein paar Stunden entfernt von Wien, hatte sich eine Sängerin verlobt. Eine berühmte Sängerin, die zurzeit vielleicht berühmteste der Welt.

Natürlich kann man sich an den Mann davor erinnern. Ein fescher Mensch, sehr südamerikanisch oder lateinisch, wie die Damen in der Straßenbahn sagen.

So schöne Männer sind eine Gefahr, nein, sie sind immer in Gefahr, aber es war eigentlich von vornherein klar, dass so etwas nicht gut gehen kann.

Beide berühmt wie damals der Shaljapin oder die Moffo, beide so was von fesch, aber eine russische und lateinische Seele, da liegen Welten dazwischen.

Die Russen, immer melancholisch, immer die Donkosaken irgendwo im Hintergrund, und dann die feurigen Spanier, die aus Argentinien kommen, die ständig Fleisch essen und Flamenco tanzen. Die eine Dame zögert. Ja, schon, aber der Tango ist auch traurig – irgendwie.

Dann schweigen die Damen, jedoch nur so lange, bis ihnen die weiße Kutsche ins Gedächtnis drängt. Jawohl, in einer weißen Kutsche sind die Netrebko und der Neue zur Verlobungsfeier gefahren.

Eine weiße Kutsche ist ein gutes Zeichen, eine weiße Kutsche wird nur von Liebenden gebucht, mit einer schwarzen Kutsche kann jeder fahren.

Diesmal wird es halten, sagt die eine Dame und die andere nickt. Beim Schottentor steigen sie aus.

Frau Netrebko überzeugt nicht nur im Rampenlicht, sondern auch, wenn die Bühnenlichter längst erloschen sind.

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