Klangwolke

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Was die beiden verband, war das gleiche Sonnenstudio und das Unvermögen, tiefe Töne zu treffen.

von Karl Hohenlohe

über Modern Talking

Herr Dieter Bohlen, so hört man, hat ein Angebot für ein Comeback von " Modern Talking" abgelehnt. 20 Millionen Euro gehen, wie Bohlen sagen würde, flöten. Wie soll man das den Kindern erklären? Sie kennen "Modern Talking" nicht.

"Modern Talking" waren eine Schlagerformation, die als verdeckte Popgruppe operierte. An lebenden Objekten. "Modern Talking" bestand aus einem Mann und einer Frau, die aber eigentlich zwei Männer waren.

Der eine Mann war semmelblond und besaß ein Ganzjahressonnenstudioabo eines Ganzjahressonnenstudios, das auch in der Nacht, auch an Wochenenden und auch bei Sonnenschein geöffnet war.

Der andere Mann hatte einen verhaltensauffälligen Friseur und 18 Föns mit gefühlten 64.000 Watt. Was die beiden verband, war das gleiche Sonnenstudio und das Unvermögen, tiefe Töne zu treffen. Was sie trennte, war das unterschiedliche Haartönungspräparat.

Hier die Kolorierung "Weizenblond super", da "Black Beauty". Der "Black Beauty"-Konsument, mit der Extraportion Lipgloss "Lippenbekenntnis forte", trug gerne ein Halsband mit einem Anhänger, auf dem, in großen Lettern, "NORA" zu lesen war.

Als Zigtausende Bravo-Leserinnen erfuhren, dass "NORA" kein Pony, keine Angorakatze oder Pekinese war, sondern die leibhaftige Frau an der Seite des Mannes, der wie eine Frau aussah, rissen sie seine Plakate von den Wänden.

Die Kinder wissen nichts von alledem – die Gnade der späten Geburt.

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