Haarspaltereien

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Wer nun nach Bregenz blickt, tut dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

von Karl Hohenlohe

über David Poutney

Wer nun nach Bregenz blickt, tut dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil der sehr geschätzte Intendant David Poutney die Festspiele verlässt – lachend, weil man ihn kennenlernen durfte. Er war vieles, auch ein ganz klein wenig exzentrisch. Sehr K. und K. würde ich sagen. K. und K. bezieht sich auf Koteletten und Klappfahrrad. Die letzten berühmten Backenbartträger, die mir in Erinnerung sind, waren Kaiser Wilhlem I., Caspar David Friedrich, Manfred Mautner-Markhof, Elvis Presley und in Ansätzen Neil Young. Dann kam lange nichts und nun Herr David Poutney. Der Backenbart ist ja der zaghafte Vorläufer des Bartes. Er deutet ihn an, bringt ihn aber nicht zur Vollendung. Genau so verhält es sich mit dem Klappfahrrad, mit dem der scheidende Intendant gerne die Gestaden des Bregenzer Sees befuhr. In zusammengeklappten Zustand erinnert es an ein Fahrrad, erst wenn es ausgeklappt ist, mutiertes zur Vollkommenheit. Ich hoffe wirklich inständig, Herr Poutney liest niemals diese Zeilen und glaubt, es würden nur der Backenbart und das Klappfahrrad von ihm bleiben. Man wird sich an seine Musikalität, seinen Humor, sein Organisationstalent etc. etc. erinnern, aber das darf ich nicht schreiben, weil ich als Gesellschaftschronist wirke. Ich habe Rasurregeln und Tretesel in den Vordergrund zu zerren, der Rest bleibt den beneideten Freunden vom Kulturressort vorbehalten.

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