Gesprächspartner

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Kein Bild war von diesem Phantom zu sehen, kein Sterbenswörtchen zu hören.

von Karl Hohenlohe

über ein geheimnisvolles Interview

Letztens wurde die berühmte amerikanische Sängerin Jessy Norman auf ORF III befragt.

Das war ein ganz ausgezeichnetes Interview über Gott und die Welt, das Singen, die Grazie galoppierender Vollblüter, Liebe und Lampenfieber.

Bühnenangst hat Frau Norman so gut wie nie verspürt, ganz im Gegenteil. Vor einem Auftritt, so erzählte Frau Norman, empfindet sie ein wenig wie ein junges Pferd, das man auf einer Koppel eingeschlossen hat. Mit dem Vorhang öffnet sich auch das Gattertor, dann stürmt sie hinaus und lässt sich vom Wind und Stimmgewalten tragen.

Während des Interviews wechselten nicht nur die Schauplätze, sondern auch die Kostüme dieser großen Sängerin, nur eines blieb über die gesamte Sendezeit gleich. Die Stimmung von Frau Norman war durchwegs positiv.

Keine Kritik, keine Angriffe, kein Jammern, kein Fordern, kein Urteilen, die Sopranistin war ausschließlich auf die guten Seiten der Menschheit fokussiert. Frau Norman kann nicht nur sehr gut singen, sondern auch sehr gut erzählen. Irgendwann wollte man dann aber doch wissen, wer ihr da gegenüber saß, welche Person sie inspirierte.

Kein Bild war von diesem Phantom zu sehen, kein Sterbenswörtchen zu hören. Man musste sich also in Geduld üben, was ja nicht zu den schlechtesten Lektionen gehört.

Erst der Schlussroller enthüllte das Inkognito. Interview „ A. Heller“ stand da geschrieben, von diesem Mann hat und wird man noch viel hören.

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