Gesichtsverlust

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Frau Zellweger sieht nicht mehr aus wie Frau Zellweger. Ein, zwei oder drei plastische Chirurgen haben ihr ein neues Gesicht gemacht.

von Karl Hohenlohe

Renée Zellweger

Frau Zellweger, die gute Schauspielerin, sieht nicht mehr aus wie Frau Zellweger. Ein, zwei oder drei plastische Chirurgen haben ihr ein neues Gesicht gemacht.

Eine durchaus gelungene Arbeit, aber es ist nicht mehr Renée Zellweger.

Ein Sturm der Empörung raste über Amerika, Spott, Hohn und Unverständnis peitschten über das Land und jetzt verstehen Frau Zellweger und ich die Welt nicht mehr. Ich war kürzlich in Kalifornien, dem Zentrum der eigenen Doppelgänger.

Dort gibt es kaum eine Frau über fünfzig, die nicht wie vierzig aussieht. Ähnlich der Handschrift eines Malers glaubt man, das Wirken der einzelnen plastischen Chirurgen erkennen zu können.

Da hat Dina Larot gearbeitet, da Picasso und dort Herr Deix oder Bernd Ertl. Mir gefallen die Gesichter, die einer Karikatur am nächsten kommen, am besten.

Die Zähne in Reih und Glied, das graue Haar ganz blond, der Busen je nach Stimmungslage vergrößert oder verkleinert und die gute, alte Schwerkraft völlig außer Kraft gesetzt.

Erkundigt man sich bei den Betroffenen, ob sie sich kürzlich runderneuern ließen, lächeln sie – sofern möglich – geheimnisvoll und stellen jedwede Renovierungsarbeiten in Abrede.

So hält es auch Frau Zellweger, die nur ungern zu ihrem neuen Äußeren Stellung nimmt. Mir scheint die Aufregung deutlich übertrieben.

Frau Zellweger hat ganz einfach den Weg zur Plastifikation mit aller Konsequenz beschritten und wer weiß, ob das Gesicht, das sie vorher trug, überhaupt ein Original war.

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