Fußnote

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Gandhis Sandalen dienten dem Frieden, Napoleons Hut nicht.

von Karl Hohenlohe

über Devotionalien

Der Bruder meiner Großmutter, der die Geschicke eines kleinen Landes neben Frankreich lenkte, sammelte gerne.

Vor allem Devotionalien, die an seinen Ururgroßvater, den Eroberer Napoleon, erinnerten. Orden, Säbel, Autografen, Gläser, Flacons und Uniformen, nichts war vor Onkel Louis sicher.

Ich schließe nicht aus, dass man ihn für seine Leidenschaft leise belächelte.

Zum einen, weil man annahm, er würde sich durch die Anhäufung der Napoleonischen Alltagsgegenstände selbst einen Hauch des Ruhmes seines Vorfahren erkaufen, zum anderen waren die kaiserlichen Erinnerungsgegenstände schon damals nicht billig.

Vor einigen Tagen wurden einige Gegenstände aus der Sammlung des Onkels versteigert, so auch ein charakteristischer Napoleon-Hut. Der Hut wechselte für 1,9 Millionen Euro von Monaco nach Korea und vielleicht war Onkel Louis doch ein Visionär in Anlagefragen.

Der Devotionalienmarkt boomt, die Schuhe von Pierre Richard, die Brille von Schubert, ein Aquarell von Churchill – noch immer sind Artefakte von unschätzbarem Wert. Auch irgendwo in Indien, wo man auf die Wiederentdeckung des Schuhwerks von Mahatma Gandhi hofft. Der saß ja in jungen Jahren einmal auf dem Dach eines Zuges, als ihm ein Schlapfen fortflog. Umgehend zog er den Zweiten aus und warf ihn hinterher. Warum? Mit einem Schuh konnte weder er noch der Finder etwas anfangen, also schenkte er dem anderen das zweite Exemplar.

Gandhis Sandalen dienten dem Frieden, Napoleons Hut nicht.

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