Bierernst

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Man liebt das Geliebtwerden, das äußere Amtszeichen dafür aber wird nur geschätzt.

von Karl Hohenlohe

über Auszeichnungen

Herr Generaldirektor Markus Liebl, der F.X. Pichler unter den Brauern, feierte nun den 60. Geburtstag und wurde von Oberösterreichs Landeshauptmann mit einem Orden überrascht.

Die Welt teilt sich ja heute in zwei Fraktionen: Hier die eine, die den Auszeichnungen huldigt. Dort die andere, die sie verachtet. Als Zeuge unzähliger Ehrenzeichen-Verleihungen möchte ich anmerken, dass ich es noch nie erlebt habe, dass die oder der Ausgezeichnete nicht von großer Freude erfüllt war.

Sei es, um in der Ansprache darauf hinzuweisen, dass man so einen Orden gar nicht haben will, was man mit schlichtem Entsagen auch erreicht hätte, oder aber, um glücklich zu sein.

Ich selbst – sehr glücklich – wurde seinerzeit bereits einmal von dem auch schon vorher sehr geschätzten Vizekanzler Reinhold Mitterlehner mit dem belohnt, was der Laudator André Heller damals eine "Pletschn" nannte.

Sie liegt nun einsam und verlassen in einer großen Lade, ich arbeite erfolglos am Familienzuwachs. Frau Liebl wurde übrigens von Herrn Reumann gefragt, ob ihr Mann denn Orden überhaupt möge, und es entstand eine kleine Pause, die mehr sagte als eine große. Dann lächelte Frau Liebl und sprach: "Er schätzt sie".

Das war eine sehr ausgewogene, diplomatische Antwort, die von Talleyrand, Elmayer oder Henry Kissinger stammen könnte. Man liebt seinen Hund und schätzt seinen Goldfisch, man liebt das Wiener Schnitzel und schätzt Borschtsch, man liebt das Geliebtwerden, das äußere Amtszeichen dafür aber wird nur geschätzt. Seltsam, aber nachvollziehbar.

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