Bandleader

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Gezählte sechs Mal misslang der Versuch, das Eröffnungsband zu Fall zu bringen und schon spekulierte man.

von Karl Hohenlohe

über das Literaturmuseum

In der Wiener Johannesgasse hat man nun das wunderbare Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek eröffnet.

Im Zuge der Jubelfeiern hatten die beiden Volksvertreter Mitterlehner und Ostermayer ein rotes Seidenband zu durchschneiden.

Mit dieser Zeremonie hat man schon Abertausende Museen, Brücken, Rinderhallen, Spitäler und Fußballstadien ihrer Bestimmung übergeben. Nie ist irgendetwas passiert, schnapp – Applaus – fertig.

Herr Minister Ostermayer setzte also die Schere an und – schnapp – fertig. Nun kam Herr Minister Vizekanzler Mitterlehner zum Zug: Elegant griff er zur Schere, gekonnt klemmte er sie zwischen Daumen und Zeigefinger, setzte an und – schnapp, schnapp, schnapp, schnapp, schnapp, schnapp – nicht fertig.

Gezählte sechs Mal misslang der Versuch, das Eröffnungsband zu Fall zu bringen und schon spekulierte man. War die Mitterlehnersche Schere stumpf wie der Tomahawk von Pierre Brice, hatte ein politischer Mitbewerber ein Stahlbändchen in den Eröffnungszwirn geschummelt oder wollte Mitterlehner die rote Seide einer Wiederverwertung zuführen und sah von einer Zerstörung ab?

Wir wissen es nicht, allfällige Überlegungen waren auch gleich wieder obsolet: Schnitt Nummer sieben ("schnapp") führte dann endlich zu einem befruchtenden Ergebnis.

Aus einem Eröffnungsband wurden zwei und ich hege große Hoffnung, dass diese Kolumne über das Literaturmuseum im Literaturmuseum bald schon an prominenter Stelle ausgestellt wird.

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