Knietief im Leben

Viel richtig gut falsch gemacht.
Polly Adler

Polly Adler

Viel falsch gemacht, ok, aber es fühlte sich oft richtig gut an.

von Polly Adler

über das depperte Leben

Ich wate seit Wochen knietief durch mein Leben, vulgo durch mehr als 1.000 Kolumnen, die ich an dieser Stelle absondern durfte. Was für ein Luxus, was für ein Geschenk, die armen Leser über eine so lange Zeit mit seinen Befindlichkeiten torpedieren zu dürfen. Heuer wird die schwarze Brille 20 Jahre alt, ich bastle gerade an einem Best-of-Band, „Amourhatscher“, so auch das Titelchen, ohne Ende. Und bitte vielmals um Entschuldigung an die, deren persönliche Tragödien hier fürs Komödienfach recyclet wurden. Es war einfach stärker als ich. So werde ich auch wieder zum Zaungast von Liebesgeschichten, deren Treibstoff die Aussichtslosigkeit war. Aber wie zum Scheitern verurteilt manche dieser Amourchen waren, konnte stellenweise Triple-A-bezaubernd sein. Ich tauche tief in das analoge Zeitalter, als man sich schon wie ein NASA-Mitarbeiter vorkam, wenn man seine Manuskripte per Fax verschickte. Wenn ein in Aussicht gestellter Anruf von jenem Mann, in den man gerade bis zur Würdelosigkeit „verpischt“ war (©Wien), nicht eintraf, konnte sich damals nur das Festnetztelefon wie Clint Eastwood benehmen: schweigsam und gnadenlos. Dank dem technischen Fortschritt kann man ja heute auf so vielen Kommunikationskanälen nicht wahr genommen werden: Facebook, Tinder, WhatsApp etc. Dass das Fortpflänzchen so auf Schiene ist und empathisch, aber auch ein bisschen frech in die Welt schaut, sollte bei dieser Mutter sowieso auf den katholischen Wunderindex. Unlängst wollte ich sie wieder einmal an die Wand fahren: Eine meiner vielen großzügigen Freundinnen schenkte mir ein sehr heißes Paillettenteil. Das Kind hob das Ding spitzfingrig hoch und sagte: „Naja, wenigstens gibt es noch einen Menschen, der an dich glaubt.“ Und dann musste ich lachen wie „eine Negerkönigin“ (©Wien, politisch-inkorrekt). Und dachte mir: „Danke, du deppertes Leben,viel falsch gemacht, ok, aber es fühlte sich oft richtig gut an.“
polly.adler@kurier.at

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