Fünf Lehren nach 20 Tagen

Was mich in den ersten 20 EM-Tagen bewegt: Von Italienern, Deutschen, Kopfbällen, Elfern und gesprächigen Pfeifen.
Zoran  Barisic

Zoran Barisic

Extrem interessant finde ich das 3-5-2 Italiens

von Zoran Barisic

über Auffälligkeiten bei der EURO

Durch die Arbeit eines Fußball-Trainers verändert sich der Blick auf das Gebotene. Ergebniskommentierung wird fad, spannend ist es hingegen, die Augen nach entscheidenden Details offenzuhalten. Was mich bisher am meisten bewegt hat bei dieser EURO, ist zugleich ein Fahrplan für die noch kommenden Turnier-Stationen in Frankreich:

Deutsche Klasse

Was die Deutschen gegen die Slowakei geboten haben, war mörderisch stark. Weil die beiden Außenverteidiger extrem hoch spielen, können sich die Flügelspieler in die Mitte orientieren. Dort beherrschen sie das Spiel in den wichtigen Zwischenräumen, um so viele Chancen herauszuspielen. Taktisch ist das 1a!

Kopfsache Elfmeter

Für mich war die Schweiz gegen die Polen insgesamt etwas besser. Beim Elfmeterschießen geht es für mich dann nicht mehr um Qualität. Das ist reine Kopfsache! Wenn ein Könner wie Xhaka weit danebenschießt, liegt das nicht an der Schusstechnik oder der Fitness, sondern nur am Mentalen. Denn ein Elfmeter im Training ist etwas ganz anderes als auf der großen EM-Bühne.

Italienische Innovation

Extrem interessant finde ich das 3-5-2 Italiens. Innovativ war, wie breit die beiden Stürmer bei Ballbesitz der Spanier postiert wurden. Der Zehner (Giaccherini) konnte nach vorne stoßen und den üblichen Aufbau der Spanier durch die Mitte früh stören. Weil auch die anderen Anspielstationen zugestellt waren, wurde nicht nur gut verteidigt, sondern mit den folgenden schnellen Bewegungen in die Offensive sogar die Dominanz erlangt. Leider kommt es im Viertelfinale zum vorweggenommenen Finale ItalienDeutschland.

Technikfrage Kopfball

Ich bin wirklich gespannt, was Frankreich gegen Island einfällt. England hat es gegen das kompakte 4-4-2 viel zu oft durch das dichte Zentrum versucht. Eigentlich müssten gegen so ein System die Außenverteidiger wie Spielmacher agieren. Ob das Evra und Sagna noch schaffen werden? Durchaus möglich ist, dass auch gegen Islands Hünen per Kopf getroffen wird. Der nur 1,75 Meter große Griezmann hat mit zwei Kopfballtoren bewiesen, dass es um das Timing und die Technik, aber nicht um die Größe geht.

Gesprächige Schiedsrichter

Abgesehen davon, dass die Schiedsrichter-Leistungen sehr gut sind, fällt auf, wie viel sie mit den Spielern kommunizieren. Sie machen das, ohne dabei überheblich oder aggressiv zu wirken. In Österreich diskutieren wir oft mit den Schiedsrichtern. Beide Seiten sind sich einig, dass die Kommunikation mit den Spielern verbessert werden muss. Das Vorgehen der EM-Kollegen sollte Österreichs Gilde ein lehrreicher Hinweis sein.

sport@kurier.at

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