Der Weg zu Österreichs Sieg

Zoran  Barisic

Zoran Barisic

Warum die Spieler ohne Ball für den Erfolg gegen Ungarn entscheidend sein können.

von Zoran Barisic

über das Ungarn-Match

Österreich legt heute los, und ich freue mich darauf. Gegen Ungarn ist ein perfekter Start – also eine ansprechende Leistung, die mit einem Sieg endet – machbar. Die Hauptfrage für die ersten österreichischen EURO-Minuten im Ausland lautet: Wie schnell werden der Rhythmus gefunden und die Nervosität abgelegt?

Ein wenig Nervosität ist ja ganz normal, auch unsere Teamspieler sind nur Menschen, die nicht oft an einem so großen Turnier teilnehmen. Neben Teamchef Marcel Koller wird der sehr gute Sportpsychologe Thomas Graw dahinter sein, die richtige Balance zwischen Lockerheit (nach dem Motto: "Es ist nur ein Spiel") und Nervosität zu finden.

Und dann, wenn es einmal läuft? Können die Österreicher Ungarn dominieren. Dafür müssen "nur" die Passqualität und das Positionsspiel gut sein. Ganz wichtig wird sein, dass die ballfernen Spieler mit ihrer Positionierung vorab mögliche Konter unterbinden. Ungarn wird versuchen, nach Ballgewinnen aus der Defensive flach herauszuspielen. Da gilt es, sofort richtig zu stehen, wieder Druck aufzubauen und im Gegenpressing den Ball postwendend zu erobern. Oder zumindest den langen, unkontrollierten Ball Richtung Stürmer zu erzwingen.

Ob dann neben Dragovic lieber Hinteregger oder doch besser Prödl in den folgenden Zweikampf gehen sollte, will ich aus der Entfernung nicht beantworten. Zum einen gibt es in Österreich ohnehin zu viele Teamchefs. Zum anderen ist niemand näher dran als in der täglichen Arbeit der Fachmann Koller.

Fragen hinter der Frage

Als Trainer kann ich den Lesern aber erklären, wie viele Fragen hinter so einer Entscheidung stehen: Ist Koller der Linksfuß Hinteregger neben dem Rechtsfuß Dragovic für die Spieleröffnung wichtig? Oder sind Prödls Vorteile bei offensiven wie defensiven Standards entscheidend? Passt Stürmer Szalai zu einem der beiden besser? Ist das höhere Tempo bei möglichen Kontern wichtiger, oder das Plus an internationaler Erfahrung?

Bei Marc Janko bin ich mir hingegen sicher: Nur wenn er wirklich fit ist, wird ihn Koller gleich aufstellen. Es bringt nach einer langen Verletzungspause nichts, in so einer wichtigen Partie jemand zu bringen, der nicht ganz bereit ist. Da auf uns hoffentlich mehr als drei Spiele warten, wäre es in diesem Fall besser, Janko langsam an die Top-Form heranzuführen.

Die Ungarn habe ich als kompakte Mannschaft mit großem Teamgeist kennengelernt, die sehr diszipliniert ihre Ordnung halten. Dass ich keine speziellen Eigenheiten feststellen konnte, ist auch schon wieder speziell.

sport@kurier.at

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