Ich habe sie also verpasst, die Gefahr in meiner Heimatstadt.

von Mag. (FH) Katharina Zach

über die spontane Gründung von Bürgerwehren

Mein Sicherheitsgefühl wurde nachhaltig erschüttert. Es ist passiert und ich habe nichts gemerkt. Mödling ist Chicago geworden. Die Lage ist offenbar so schlimm, dass sich eine Bürgerwehr formiert hat – also zumindest einmal auf Facebook. Die Seite soll etwa zur "Vorbeugung von gewalttätigen Übergriffen" dienen. Patrouillen sollen offenbar auch folgen.

Ich habe sie also verpasst, die Gefahr in meiner Heimatstadt. Wie naiv ich war, wo doch die Gewalt an jeder Ecke lauern soll. Sorglos bin ich täglich vor die Tür getreten, ohne Angst des nächtens vom Bahnhof nach Hause gegangen. Ohne nachzudenken habe ich mich bei Feierlichkeiten unter Menschenmassen gemischt. Ich wähnte mich sicher in der Vorstadt, bei elf Polizeiposten und rund 240 Polizisten im Bezirk. Dabei war es wohl pures Glück, dass mir nichts passiert ist.

Dafür, dass das auch so bleibt, wollen jetzt also besorgte Bürger sorgen. Die könnten dann durch die Straßen ziehen und die Gefahren fotografieren. (Natürlich nur, wenn es nicht zu kalt ist und nichts im Fernsehen läuft.)

Sie könnten verschlagene Schurken – laut besorgten Bürgern wohl an dunkler Haut und nichtdeutscher Sprache erkennbar – in die Schranken weisen.

Und ganz bestimmt könnten sie bei Beobachtung unheimlicher Schatten den Polizeinotruf wählen. Denn mit der Exekutive will man natürlich gut zusammenarbeiten. Dass die nicht mit Bürgerwehren arbeiten will – geschenkt. Aber könnten die selbst ernannten Ordnungshüter auch gewalttätig werden? Nein, heißt es auf Facebook, wo jedoch gleichzeitig rechte Gruppierungen für gratis Selbstverteidigungskurse werben.

Man wolle keine Parallelgesellschaft, wird im Zusammenhang mit Migranten oft moniert. Ich will keine " Parallelpolizei". Bürgerwehren implizieren im historischen Kontext Gewalt. Was ist aus der Nachbarschaftswache oder der guten alten Zivilcourage geworden?

In Deutschland nennen sich diverse Karnevalsgruppen übrigens auch "Bürgerwehr". Bleibt zu hoffen, dass es sich bei den Mödlinger Plänen um einen Faschingsscherz handelt.

eMail: katharina.zach@kurier.at

Kommentare