Saftige Wüste

Groß ist die Kritik an Katar, größer sind die Ambitionen des Ausrichters der Handball-WM.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Das funkelnde Katar wird in den kommenden zwei Wochen grell ausgeleuchtet werden

von Philipp Albrechtsberger

über das Veranstalter-Land

Katar ist ein Widerspruch: die saftigsten Grünflächen inmitten staubtrockener Wüste, die größtmögliche Freiheit am Kapitalsektor inmitten einer absoluten Monarchie.

Die Welt glaubt alles zu wissen über dieses Land, doch nur die wenigsten kennen es: von der Fläche wie Oberösterreich, von der Einwohnerzahl wie Wien, vom Selbstverständnis wie Monaco und Las Vegas zusammen. Das mag verstörend und wenig charmant anmuten. Aber wer sagt, dass es einem Katarer beim erstmaligen Anblick von Wiener Neustadt oder Kapfenberg nicht ähnlich ergeht?

Zu reich, zu vereinnahmend, zu künstlich lauten die Vorurteile des Westens. Und auf den ersten Blick lassen die sich auch wunderbar bestätigen: Allein für die zweitägige Auslosung der Handball-WM im Juli 2014 stand den Organisatoren aus Katar ein gleich hohes Budget zur Verfügung wie dem deutschen Handball-Bund für die Ausrichtung der gesamten Endrunde 2007.

Keine Einschränkungen

Schon bald will Katar zur Weltmacht im Sport aufgestiegen sein. Die Handball-WM ist da bestenfalls ein kleiner Zwischenschritt, eine willkommene Übung. Weil die Konkurrenz aus Nah (Dubai, Abu Dhabi) und Fern (Russland, Südkorea) groß und kaum weniger potent ist, setzt Katar mit der Hauptstadt Doha Maßstäbe. In Kooperation mit der ebenfalls in der Kritik stehenden Internationalen Handball-Föderation luden die Organisatoren Hunderte Fans und Dutzende Medienvertreter ein. Auch Teile der KURIER-Reise wurden auf diese Weise organisiert, so ehrlich wollen wir sein. Erkaufte Berichterstattung, aber nicht ausschließlich positive, da es weder Auflagen noch Einschränkungen gab. Das ist Katars Mächtigen durchaus bewusst. Sie werden sich Fragen gefallen lassen müssen: zu den Stadionarbeitern, zur Demokratie, zur Nachhaltigkeit.

Das funkelnde Katar wird in den kommenden zwei Wochen grell ausgeleuchtet werden – und wohl dennoch weiterhin ein Widerspruch bleiben.

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