Praktisch & problematisch

Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Der allgemeine Gerechtigkeitssinn hört ziemlich genau dort auf, wo der individuelle Vorteil beginnt.

von Philipp Albrechtsberger

über Sportveranstaltungen in Katar

Mit Sportveranstaltungen in Katar verhält es sich wie mit einem T-Shirt von H&M: ziemlich praktisch im Allgemeinen, ziemlich problematisch im Detail. Der allgemeine Gerechtigkeitssinn hört ziemlich genau dort auf, wo der individuelle Vorteil beginnt – nicht bloß im Sport. Allerdings ist kaum ein anderer Gesellschaftsbereich in der Lage, so viele unterschiedliche Menschen gleichzeitig zu bewegen.

Jüngstes Beispiel: das Testspiel des FC Bayern München in Saudi-Arabien. Sportlich ziemlich entbehrlich, finanziell ziemlich lukrativ. Ein Klubsponsor machte das Gastspiel wie auch das Trainingslager in Katar möglich. Auch ziemlich praktisch.

Ziemlich peinlich (um nicht zu sagen ziemlich blöd), weil unglaubwürdig wird es, wenn der Vorstandsvorsitzende des Klubs zunächst gegen die WM-Endrunde in Katar wettert und mehr Mitspracherecht für Europas Klubs einfordert und dann bei der Heimreise aus Doha mit zwei nicht verzollten Luxusuhren erwischt wird.

Man kann natürlich in Saudi-Arabien spielen. Man kann auch das christliche Kreuz für einen arabischen Sponsor aus dem Wappen streichen lassen (Real Madrid). Man kann gemeinnützige Werbung am Trikot durch die einer Fluglinie ersetzen (FC Barcelona).

Man kann das alles tun. Man kann dann nur nicht mehr behaupten, dass man mehr ist als ein Fußballklub. Manchmal ist man einfach nur ein Konzern – und damit: ziemlich austauschbar.

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