Hilflos besser

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Jetzt genieße das Team eine ganz andere Akzeptanz, sagt Ex-Teamchef Hickersberger, der 1989 Morddrohungen bekam, weil er an Polster festhielt

von Wolfgang Winheim

über das Nationalteam

1400 VIPs inklusive Kanzler, Alpenrocker Gabalier und Ski-Boss Schröcksnadel werden wie 48.000 normal zahlende Gäste bereits auf dem Weg ins Stadion sein. Anderen Sportfreunden kann geraten werden, schon ab 16.15 Uhr ihr TV-Gerät einzuschalten. Weil sie dann in einer 35-minütigen Dokumentation via ORFeins daran erinnert werden, ...

... wie Österreich sich vor genau 25 Jahren mit einem 3:0 über die DDR für die WM qualifizierte;

... wie sich die DDR-Staatsprofis sechs Tage nach dem Fall der Mauer für ihr – allerletztes – Bewerbsspiel in Wien motivierten;

... wie Toni Polster vor Anpfiff gnadenlos ausgepfiffen wurde;

... wie ein polnischer Referee der ÖFB-Nationalelf besser gesinnt war als das Prater-Publikum.

Jetzt genieße das Team eine ganz andere Akzeptanz, sagt Ex-Teamchef Hickersberger, der 1989 Morddrohungen bekam, weil er an Polster festhielt. Doch weder Polsters drei Tore noch der Schiedsrichter hätten geholfen, wenn zur selben Zeit nicht Sowjetcoach Walerij Lobanowski seine Spieler in der Kabine vor dem Türkei-Match gewarnt hätte: "Okay, wir sind schon fix bei der WM. Doch wer heute nicht auf Sieg spielt, den nehm’ ich nicht mit nach Italien." Folge: Die Türkei wurde 2:0 besiegt und Österreich war WM-Starter.

Der so österreich-freundlich gewesene Lobanowski, vor dem ganz Fußball-Russland habt acht stand, war übrigens Ukrainer. Heute gibt’s weder die Sowjetunion noch eine Russen-Hilfe.

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