Das Olympia-Projekt ' Rio' läuft, die alten Probleme bleiben

über das Förderprojekt für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio

Peter Schröcksnadel saß gestern im Konferenzzimmer des Café Landtmann im ersten Stock, flankiert von Sportminister Gerald Klug und Österreichs Olympia-Boss Karl Stoss, als er, der Chefkoordinator des Förderprojekts für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio, sagte: „Endlich ziehen alle an einem Strang.“ So begann der gestrige Tag für Österreichs Spitzensport: mit einer Lüge. Zumindest, wenn es nach den Damen und Herren geht, die einen Stock tiefer beisammen saßen. Und klagten. Es waren dies die Generalsekretäre und/oder Präsidenten des österreichischen Radsport-, Golf-, Orientierungslauf-, American-Football- sowie des Handball-Verbandes. Einer aus der Runde sagte: „Mit Demokratie hat das wenig zu tun.“ Gemein haben sie – neben der Klage über die Lage – die Wahrung ihrer Anonymität.

Zu viel steht auf dem Spiel, in erster Linie zukünftige Förderungen für den jeweiligen Verband. Dabei geht es nicht um das Rio-Projekt, das Medaillenhoffnungen eine zusätzliche Förderung bereitstellt (siehe unten), und gestern der Evaluierung unterzogen wurde. Freilich, über Kleinigkeiten lässt sich auch hier diskutieren, generell sind Zweck und Einsatz der ausgeschütteten zwanzig Millionen Euro bis zu den Sommerspielen 2016 aber nachvollziehbar. Darunter fällt auch die Herabstufung von Schwimmer Dinko Jukic, der nach Rang vier in London den Leistungsnachweis bislang schuldig blieb.

Neues Fördergesetz

Weit weniger nachvollziehbar ist ein zweites Fördersystem, das in der Vorwoche die Runde machte. Es hört auf den wenig klingenden Namen Bundes-Sportförderungsfonds (BSFF) und ist Teil des 2013 in Kraft getretenen Bundes-Sportförderungsgesetzes. Damit sollte die Qualität der Förderungen gesteigert und gleichzeitig der bürokratische Aufwand minimiert werden. Der Fonds hätte so jene übergeordnete Stelle werden können, der dem österreichischen Spitzensport die dringend nötige Linie vorgibt.

Der BSFF verwaltet mit vier Millionen Euro gerade einmal ein Zehntel jenes Betrages, den der Staat für Sport im Jahr zur Verfügung stellt. Die neu geschaffene Stelle reiht sich damit nahtlos ein in ein Dickicht aus Instanzen und Anlaufstellen: Olympisches Comité, Bundes-Sportorganisation, Ministerium, drei Dachverbände (ASKÖ, Union, ASVÖ) sowie die Fördereinrichtungen Sporthilfe, Team Rot-Weiß-Rot und neuerdings eben auch noch der BSFF und das Rio-Projekt.

Da der Fonds mit vier Millionen Euro für den Spitzensport logischerweise nicht alle 60 Fachverbände vernünftig mit Geld ausstatten kann, musste gewertet werden. Erstellt wurde eine „Erfolgsrangliste“, die an manchen Stellen auch Minister Klug „überraschte“, wie er gestern zugab. Drei (!) Mitarbeiter mussten Leistungen und Potenzial von 60 (!) Sportarten einschätzen: von Ski über Klettern und Wasserski bis zu Frisbee. Manchmal ist der Sport eben nur eines: unfair.

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