Feind- und Vorbild

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Bestellung jedes x-beliebigen Ausländers hätte wohl weniger Häme ausgelöst

von Wolfgang Winheim

über die Austria und Andreas Ogris

Als Andreas Ogris vor 25 Jahren (für die damalige Rekord-Leihsumme von 12 Millionen Schilling) zu Espanyol Barcelona kam, sagte er alsbald über seinen (innerhalb wie außerhalb des Feldes unberechenbaren) Klubkollegen Wolfram Wuttke: "Gegen den bin i a Hascherl."

Der deutsche Ex-Nationalspieler starb im März an den Folgen exzessiven Lebenswandels. Der 83-fache österreichische Internationale wurde Austrias Trainer. Mag sein, dass auch Ogris zuweilen ein Krügel zu viel getrunken hat. Aber intrigantes Herumgerede an Wirtshaustischen war nie sein Bier.

Der Ogerl beherrsche die praxisnahe Arbeit und habe taktisches Gspür, sagen die Ex-Teamchefs Prohaska und Hickersberger. Allein schon deren Lob macht Ogris für jüngere Internet-Blogger suspekt. Sie wittern eine Verhaberung und lassen das Austria-Argument nicht gelten, wonach Ogris die Sprache der Spieler spreche. Schließlich bestehe die heutige Kicker-Generation zu 60 Prozent aus Maturanten. Und die hätten mit Mundl-Deutsch nix am Hut.

Die Bestellung jedes x-beliebigen Ausländers hätte wohl weniger Häme ausgelöst. Schon allein, weil sich die Schwächen eines Fremden immer erst nach Monaten herauskristallisieren, während man die eines nationalen Promis kennt. Trotzdem: Der 22. Austria-Trainer in diesem Jahrtausend hat einen Einstand ohne Vorurteil verdient. Und Profis, die sich am Arbeitsplatz so überwinden können wie einst der Spieler Ogris.

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