Ausgefranzt

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Also was ist Beckenbauer? Entlarvt jedenfalls.

von Bernhard Hanisch

über Franz Beckenbauer

Der Kaiser packt aus, er "schlägt" sogar "zurück", meint die Bild. Tut er das? Besser wäre: Franz Beckenbauer bricht in einem Interview in der Süddeutschen sein Schweigen. Noch besser: er lässt den Leser drei Seiten lang wissen, dass er nichts weiß. Und wer das Format der Zeitung kennt, weiß, dass dies eine Menge Nichtwissen ist. Also nur Kaiserschmarren, der da über die Affäre rund um die WM-Vergabe 2006 aufgetischt wird?

Selbst aufgesetzt habe er nie etwas, nur unterschrieben. Blind. "Sie werden doch nicht glauben, dass ich nur eine einzige Vereinbarung oder nur ein einziges Dokument gelesen habe", sagt Beckenbauer. Setzt man auch nicht voraus. Von einem Mann, der damals nur Chef des WM-Organisationskomitees und Präsident von irgendeinem bayrischen Fußballklub gewesen ist. Also was ist Beckenbauer? Entlarvt jedenfalls. Die Frage ist nur, als einer, der sich tatsächlich so naiv verhalten hat, wie er es beschreibt? Sein Erklärungsversuch könnte Indiz für eine angeborene blauäugige Sicht der Dinge sein: "Damals haben wir es einfach gut gemeint."

Oder ist die Offenbarung als Ahnungsloser nur eine Masche, um aus dieser Nummer wieder herauszukommen. Das Spiel mit dem eigenen Image eines auf Lebenszeit ins Kaiserkostüm geschlüpften Darstellers. Ja mei, so ist er halt der Franz – egal, was auch passiert, die Nachsicht des Volkes bleibt des Kaisers Recht.

Jahrelang erfüllte Franz Beckenbauer den Job als Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Jetzt steht aber fest, dass auch hinter einer Lichtgestalt viel Schatten liegt.

Und der Kaiser? Der muss sowieso abdanken. Gefragt sind wieder Leute, die zupacken. Und die immer wissen, was sie tun.

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