Nachsitzen

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Fußball ist das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der die Aggression steigt.

von Wolfgang Winheim

über Fußball-Randalierer

Samstag um Qualifikationspunkte gegen Russland und am Dienstag danach in aller Freundschaft gegen die Ballzauberer aus Brasilien – zwei Mal wird das Happel-Stadion bis auf den letzten Sitz gefüllt sein. Und zwei Mal lässt sich mit ein bissel Optimismus ankündigen, dass auf den Rängen nichts Gemeingefährliches passiert. Der 12. Mann verhält sich bei Länderspielen vernünftiger als beim Klubfußball.

In der Vorwoche hatten Tiroler "Fans" 1500-Euro-Profis dermaßen bedroht, dass sich Wacker Innsbruck genötigt sah, die Generalversammlung zu verschieben. Sonntag flogen beim Wiener Derby Raketen vom Austria- in den Rapid-Sektor. Abgefeuert von Rowdys, die sehr wohl wissen, dass sie damit einen schuldlos Getroffenen schwer verletzen können. Und denen für ihre Rücksichtslosigkeit mehr als bloß ein Stadionverbot, sondern z. B. ein Aufenthalt bei Derby-Schiedsrichter Harkam zum Nachsitzen gebührt. Der Referee versieht hauptberuflich Dienst in einer Strafanstalt, die Hannes Kartnig zu seinen Insassen zählt.

Doch die Lage ist zu ernst für Polemik. Zu oft stellt sich heraus, dass sich Radikalinskis mit ausländischen Hooligans (wie beim Derby mit Ungarn und Deutschen) via Internet solidarisieren. Zu hilflos stehen die Klubs grenzüberschreitend organisierten Randalen gegenüber. Zu naiv wär’s zu glauben, dass es sich nur um ein Liga-Problem handelt. Der Fußball ist das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der die Aggression steigt.

wolfgang.winheim@kurier.at

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