Formel zwiespältig

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Formel 1 befindet sich in Schockstarre. Zumal sie schon verwöhnt war durch diverse Schutzengel.

von Wolfgang Winheim

über die Doppelmoral

Warum liegt Red Bull dem Sebastian Vettel so im Magen, dass der deutsche (Noch-)Weltmeister nächstes Jahr nicht mehr im Namen der Dose Gas geben wird?

Warum wird schon jetzt aus politischen Gründen heftig eine Verlegung der Fußball-WM 2018 weg von Putins Russland verlangt, doch vergleichsweise leise bis gar nicht gegen die russische Formel-I-Premiere am kommenden Wochenende im Sotschi protestiert?

Das sind Fragen, die die Entscheidungsträger nicht hören wollen. Die aber wegen des verhängnisvollen Unfalls des jungen Franzosen Jules Bianchi im Abbruch-Grand-GP von Suzuka nebensächlicher wurden als allen recht ist.

Die Formel 1 befindet sich in Schockstarre. Zumal sie schon verwöhnt war durch diverse Schutzengel. Und zumal mehr als in jeder anderen Rennbranche für die Sicherheit getan wurde, weshalb in diesem Jahrtausend viel, viel weniger Folgenschweres passierte als in der Motorradszene. Auch weniger als im alpinen Skirennlauf.

Doch nach Suzuka wird der Formel 1 vorgeworfen, dass das japanische Regen-Rennen gar nicht erst gestartet hätte werden dürfen; dass zu spät abgebrochen wurde; und dass die Piloten immer noch in offenen Cockpits sitzen müssen. Die Argumente klingen plausibel. Obwohl sie großteils von den selben Kritikern kommen, die nach unfallfreien Auto- und Ski-Rennen über Langeweile klagen.

Ob Asphalt oder Schnee – die Doppelmoral fährt überall mit.

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