Ein gewagtes Spiel

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Selbst auf dem Weg ins Wiener Stadion war spürbar, dass der Alltag gar keiner ist.

von Bernhard Hanisch

über Fußball in Krisenzeiten

Die Reaktion war eine eindeutige. Keine Reaktion zu zeigen. Also kein Verstecken nach den Terroranschlägen in Paris. Die Kugel sollte rollen auf den Fußballfeldern Europas. Auch in Wien, Schauplatz des freundschaftlichen Länderspiels Österreich gegen die Schweiz. Verzichtet wurde auf den gewohnten Radetzkymarsch als schneidig aufputschendes Intro, ersetzt durch die Marseillaise, ein fast schon trotzig anmutendes Dokument des Mitgefühls.

Aber ist eine sportliche Großveranstaltung tatsächlich der richtige emotionale Notausgang aus einer allgemein angespannten Lage? Selbst auf dem Weg ins Wiener Stadion war spürbar, dass der Alltag gar keiner ist. Zwar wollte man nicht in die Knie gehen vor einer Terrorbande, war entschlossen, der Abartigkeit die Stirn zu bieten. Aber unübliche Sicherheitsvorkehrungen zeigen auf Schritt und Tritt, dass sie in diesen Tagen stetiger Begleiter ist, die Unsicherheit.

Vielleicht wäre es doch besser gewesen, auf Fußballspiele zu verzichten. Fußballspiele, die als Ablenkung von der Realität gedacht sind, doch in Wahrheit darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. Die Deutschen und Belgier konnten ihren Widerstand nicht durchziehen, sagten ihre Spiele ab. Aus verständlichen Gründen. Allerdings, mit der unliebsamen Wirkung, der Nervosität neue Nahrung zu geben. Zu optimistisch war der Plan, mit den Opfern von Paris auf spielerische Weise Solidarität zu zeigen.

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