Die Stadtskiläuferin

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Über 850.000 sahen laut ORF beim zweiten Durchgang des für Österreich so erfolglosen Damen-Rutschens zu. Womit der Vorwurf, wonach der Österreicher ein peinlicher, nur an rot-weiß-roten Erfolgen interessierter Patriot sei, ein bissel verstummen muss. Denn dass die ÖSV-Mädchen nichts mit dem Sieg zu tun haben würden, stand schon zur Slalomhalbzeit fest.

Vielleicht wusste der TV-Konsument zu schätzen, dass ihm endlich tief- winterliche Stimmung ins Patschenkino gezaubert wurde. Dazu war Jung-Mutti Marlies Schild am Mikrofon zu sehen. Und Hermann Maier, der sich sonst in der Öffentlichkeit so rar macht, hat – mit professioneller Schläue, günstige Zimmerpreise nennend – gleich für sein neues Hotel-Projekt geworben. Auch Michael Häupl mit Hauberl (selbstverständlich rot) gibt’s nicht oft zu sehen.

Was Wiens Bürgermeister auch in seiner 6. Amtsperiode von einem Wiener kaum erleben wird, hat in Flachau vor seinen Augen Veronika Velez-Zuzulova aus dem Wien-nahen Bratislava geschafft: Den Sieg einer Städteskiläuferin. Die Slowakin gewann vor der Tschechin Sarka Strachova. Das ist seit der (1993 erfolgten) Teilung der CSSR zum ersten Mal passiert.

Anders als im Eishockey und im Fußball (Slowakei und Tschechien bei der EM) sind die Ski-Erfolge der beiden Damen nicht Produkt eines Systems, sondern Lohn für Einzelinitiative. Wie auch immer – unsere Nachbarn sind Sportnationen. Dafür gebührt gratulace.

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