Das Dilemma des Erfolges

Rafael Rotter (links) sorgt für spielentscheidende Situationen im Play-off
Die Capitals stehen im Finale. Die Kaderplanung für kommende Saison wurde dadurch nicht leichter.
Peter Karlik

Peter Karlik

Vor fünf Wochen wurde einigen Spielern noch die Ligatauglichkeit abgesprochen

von Peter Karlik

über die schwierige Bewertung der Wiener Leistungen

Nach dem Finaleinzug in der Vienna Capitals sind die Wiener nicht in allen Bereichen zu beneiden. Ja, sie dürfen um die österreichischen Meisterschaft spielen und stehen mit Red Bull Salzburg auf der großen Bühne des nationalen Eishockeys.

Vom Punktelieferant zum Finalisten

Doch wie ist die Leistung der einzelnen Spielern in Bezug auf eine Vertragsverlängerung zu bewerten? Jahrelang versuchten die Capitals Spieler zu holen, die nicht nur im Grunddurchgang ihre Leistung bringen, sondern im Play-off zulegen können. Das ging meistens schief. Heuer konnte man die Saison im Februar eigentlich abschreiben. Die Capitals, die die meiste Zeit ohne ihre geplanten Center in der ersten Linie (Benoit Gratton) und zweiten Linie (Adam Naglich) auskommen mussten, spielten mit ihren 15 Niederlagen in 27 Heimspielen die Halle fast leer. Sogar im ersten Viertelfinalspiel gegen Fehervar gab es ein Pfeifkonzert und wunderte sich der neue Coach Jim Boni über die negative Stimmung in Wien. Mit Boni und den passenden Play-off-Ergänzungen Kenny Magowan und Danny Bois kam auch der Kampfgeist und der Erfolg zurück.

Sind die Spieler, denen vor fünf Wochen noch die Ligatauglichkeit abgesprochen wurde, jetzt so gut, dass sie die Capitals unbedingt verlängern sollten? Es gibt jetzt tatsächlich keinen Spieler mehr, den man aus sportlichen Gründen nicht verlängern sollte.

Beispiele gefällig? Rafael Rotter und Matt Watkins spielten im Grunddurchgang wirklich nicht gut. Doch seit dem ersten Sieg gegen Fehervar sorgen die beiden für spielentscheidende Pässe, Checks, und Tore. Rotter ist gar mit einem Tor und 12 Assists zweitbester österreichischer Play-off-Scorer hinter dem Austro-Kanadier Brian Lebler.

Die April-Mannschaft

Was will man mehr? Top-Leistungen im August und September? Ganz sicher nicht. „Das ist eine März-April-Mannschaft“, sagte Capitals-Coach Jim Boni nach dem Sieg in Linz voll Euphorie. Und er beendete die Diskussion, wo Verteidiger Florian Iberer nächste Saison spielen werde. „Wenn ich Trainer bin, dann bleibt er hundert prozentig. Es ist eine Ehre mit einem solchen Spieler zusammenzuarbeiten.“ Auch, wenn offiziell erst nach dem Saisonende verhandelt wird, denkt Boni schon an seine Zukunft in Wien.

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