Die Sexkolumne im Weblog: Berufskrankheit

Sag mir, was du arbeitest und ich sage dir, ob die Ehe hält. Eine neue Studie will einen Zusammenhang zwischen Job und Scheidungsrate erkannt haben. Nur so viel: Hände weg von Masseuren, Croupiers und Tänzern.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Sie sind angekommen. Endlich. Sie haben das Gefühl - mahhhh! - das ist er jetzt aber wirklich. Der Lebensmensch. Jenes ultimative Zauberwesen, mit dem Sie sich aktuell in den siebten Himmel vögeln, von dem Sie aber auch vermuten, es könnte Sie noch jenseits der ganz prallen Jugendjahre busseln und herzen. Das also da sein wird, wenn alle gegangen sind. Und vielleicht sogar noch länger. Zukunft, die ganz episch breite nämlich, schwingt in der zwischenmenschlichen Atmosphäre. Man träumt in ziemlich verschnörkelten Gone-with-the-Wind-Dimensionen, nur noch viel schöner. Sieht sich in Weiß und Beige - alle sind gerührt, schwenken Champagnerkelche, Ringe werden getauscht, das Kind scheint fast schon gezeugt. Scheiden? Die anderen, wir doch nicht! Aber dann. Dann kommen irgendwelche oberg'scheiten Wissenschaftler daher, noch dazu aus Virginia, und schüren Zweifel. Aktuelle Studie, ganz fies: "Die gefährlichsten Jobs für Eheleute". Berufe also, die beziehungsgefährdend wirken. Schön blöd, wenn dieses Zukunfts-Zauberwesen von ganz oben jetzt zum Beispiel Extrusionstechniker wäre. Der liegt nämlich sehr bös auf Platz 5 dieser Richter-Skala der Trennungen. Die Scheidungsrate eines Schatzls, das tagtäglich extrusioniert liegt bei 32,74 Prozent. An dieser Stelle - flüchtige Frage an das p.t. Publikum: Was zur Hölle macht eine Extrusionsdingstechniker überhaupt? Und ja bitte, wenn's da draußen so einen gibt, der zehn Jahre verheiratet ist und die Virginia-Profis widerlegen kann, bitte dann darf er mich selbstverständlich beschimpfen und sich empört als Ausnahme von der Scheidungsregel outen. Ganz heikel, bitte nicht böse sein: die Masseure. Die tragen die Bronzemedaille in Sachen Scheidungsrate (38,22 Prozent). Berührendes Champagner-Schwenken und Ringe tauschen muss hier wohlüberlegt sein. Wobei vermutlich unfair pauschalisiert wird: Ein rustikaler Sportmasseur, der wöchentlich 22 Fußballerwadeln unter seine Finger kriegt, wird vielleicht weniger anfällig sein, als der feingliedrige Experte für Lymphdrainage, der Damenbäckchen sanft vom Flüssigkeitsstau befreit. Ohne diesen Herren etwas unterstellen zu wollen - eine Affäre, Berufsethos hin oder her, ist da rasch gesponnen. Wobei natürlich aus der Studie nicht hervorgeht, ob die "Risiko-Berufsgruppen" tatsächlich an der Treue scheitern oder halt einfach das Jobprofil ins Liebesdesaster führt. Dass Croupiers, Tänzer, Barkeeper, Choreografen oder aber Mitarbeiter der Unterhaltungsindustrie eher zu Pantscherln und Promiskuität neigen, scheint logisch. Aber was ist mit Arbeitern in Lebensmittel- und Tabakfabriken (Geruchsbelästigung?), Portieren und Gepäckträgern (Fordern daheim Ausgleich fürs Buckeln?), Dachdeckern (Lust am Risiko?), Haushaltshilfen und Putzfrauen (Lassen zu Hause alles versauen?). Hm, weiß der Teufel. Wer sich ganz sicher sein möchte, baut auf eine Lebens-Liaison mit dem soliden Ampel- und Feueralarmtechniker (mit 0,0 Prozent Scheidungsrate), frommen Kleriker, umsichtigen Optiker oder bodenständigen Fußpfleger. Der versteht vielleicht sogar, wenn eine Frau ungeniert mit Socken ins Bett geht.

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