Die Sex-Kolumne im Blog: Schlüpf aus dem Schlüpfer...

Wird wohl kein Zufall gewesen sein, dass ich das Oeuvre "Wie man einen Mann restlos um den Verstand bringt" zu einem sehr runden Geburtstag geschenkt bekam. . .
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Es gibt keine Zufälle, Süße. Die Dinge fallen jemandem zu - und das hat meist eine tiefe Bedeutung." Dies ist ein Satz, den ich mir aus meiner Liaison mit einem esoterisch angehauchten Seeleninstallateur gemerkt habe. Für ihn hatte jedes Ereignis eine tiefere Bedeutung. Die Speiberei nach einem Vollfetzen. Der Kaugummi auf der Motorhaube des neuen Autos. Der Schritt in einem Hundehaufen, vor dem teuersten Haubenlokal der Stadt. Selbst, wenn ihm der Gemüseverkäufer zehn gatschige Erdbeeren unterjubelte, schaute der gute Mann milde lächelnd in den Kosmos und suchte nach der eh schon wissen. Der tieferen Bedeutung. Vor Kurzem hatte ich einen einschneidend runden Geburtstag und lud das mir verbundene Weibsvolk zu einer hochprozentig untermalten Verzweiflungstat. Bevor ich mich unter den Tisch soff, packte ich aus. Neben Gelenkskapseln, Aufputschmittel, Anti-Falten-Cremes, Gleitgels mit Mangoaroma, figurenformenden Ganzkörperkondomen sowie Gutscheinen für 50+-Beckenbodentraining wurde ich mit dem Werk "Wie man einen Mann restlos um den Verstand bringt" (Verlag Lübbe - wer's nachkaufen möchte) beglückt. Und noch bevor ich mich fragen konnte, welche Kanaille mir den Ratgeber untergejubelt hat, tauchte die säuselnde Stimme meines Verflossenen auf: "Es gibt keine Zufälle, Schätzelchen." Ich dankte und widmete mich fortan meinem Geburtstag. Zwei Tage später fiel mir das Werk in die Hände. Es lag inzwischen auf der Toilette - neben dem Matheduden und einer Bausparerzeitung. Auf der Rückseite stand: "Du bist der Reiz. Der Mann die Reaktion." Das ist zwar grammatikalischer Humbug, macht aber neugierig. Denn will nicht jede einen, der sich für sie ein bissel ruiniert? Das Buch versprach, aus mir eine "kluge" Frau zu machen - für die ein Mann alles zu tun bereit ist. "Das kann kein Zufall sein", dachte ich, zog mir Socken an, sagte gute Nacht zu dem Mann, der sich demnächst für mich völlig zersprageln wird. Und begann mich - durchaus aufgeregt - meiner Wandlung zum Luder zu widmen. Dass daraus eine Reise ins Reich der Banalitäten werden sollte, na ja. Voilà! Tipp 1: "Verzichte unbedingt auf ausgeleierte Strickpullover oder gemütliche Jogginghosen, wenn du dich in der Öffentlichkeit zeigst." Tipp 2: "Bitte niemals fleischfarbene Riesenschlüpfer mit Bauch-weg-Verstärker anziehen, wenn du dich für ein Rendezvous mit einem potenziellen Traummann rüstest . . ." Tipp 3: "Hol ihn im Regenmantel vom Bahnhof ab - in nichts als diesem Mantel." Tipp 4: Such dir die richtigen Vorbilder . . . vergiss es - entscheide dich für die kindlich-sinnliche Marilyn Monroe alias Sugar. Das pure Versprechen." Und sonst: "Betrete den Raum wie eine Prinzessin", "Mach dich schwierig", "Komm nicht als Erste", "Lass deinen Charme spielen", "Lass dich nicht hängen", "Schlüpf aus dem Schlüpfer", "Lass ihn das Restaurant auswählen", " . . . und nimm dein Portemonnaie erst gar nicht mit". Sowie: "Bestell ein gebratenes Huhn, und zeig, was du mit der Zunge drauf hast." Spätestens an diesem Punkt war klar, dass aus mir niemals eine "kluge" Frau werden kann. Und ich vermute, das ist in dem Fall gar nicht einmal so blöd.

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