Ist jeder, der reich heiratet, ein Erbschleicher?

Henry James 1913, Porträt von John Singer Sargent
Barbara Beer

Barbara Beer

Ist jeder, der reich heiratet, ein Erbschleicher?

von Barbara Mader

über "Washington Square"

New York, 1880. Henry James soll „ Washington Square“ nicht besonders gemocht haben. Er nannte die Geschichte „armselig“, schreibt der New Yorker. Auch das Kritikerinteresse blieb zu James’ Lebzeiten enden wollend. Wie unrecht dem Roman getan wurde!

Ist jeder, der reich heiratet, ein Erbschleicher?

Henry James, ein Meister des psychologischen Erzählens, übertrifft sich hier selbst. Als Leser ist man ratlos – und umso faszinierter von der Geschichte der blassen Catherine Sloper: Wahrscheinlich die beste Partie New Yorks, hat sie sich mit einem Mann verlobt, den ihr Vater für einen Erbschleicher hält. Dabei hat auch er einst sein Vermögen erheiratet. „Die Tatsache, dass er eine reiche Frau geheiratet hatte, beeinflusste seinen Lebensweg in keiner Weise“, wird da behauptet. Darf er Einspruch gegen die Wahl seiner Tochter erheben? Dieses Dilemma wird durch Bettina Blumenbergs Neuübersetzung noch deutlicher.

Großartig!

Info: Henry James: „Washington Square“. Aus dem Englischen von Bettina Blumenberg, die auch das Nachwort verfasst hat. Manesse. 288 Seiten. 25,70 Euro.

KURIER-Wertung:

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