Tut's Ihr uns ein bissi für deppert halten?

Michael Hufnagl über die Effizienz deutscher und österreichischer Koalitionsgespräche
Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Tut's Ihr uns ein bissi für deppert halten?

von Michael Hufnagl

über Koalitionsverhandlungen

Der chronologischen Ordnung halber: In Deutschland wurde am 22. September gewählt. Und es gab ein Ergebnis, das eine völlige Neugestaltung einer Regierung notwendig machte. Denn immerhin flog eine Bündnispartei aus dem Parlament. Also mussten sich zwei Fraktionen für eine künftige Zusammenarbeit quasi von null weg aufeinander verständigen. Neun Wochen später haben CDU/CSU und SPD einen fertigen Koalitionsvertrag auf den Tisch gelegt.

In Österreich wurde am 29. September gewählt. Und es gab ein Ergebnis, das eine völlige Neugestaltung einer Regierung nahezu unmöglich machte. Also mussten sich die zwei Fraktionen von gestern für ihre Zusammenarbeit von morgen eher nur darauf konzentrieren, ihr gemeinsames, äh, Profil zu schärfen und in manchen Bereichen vielleicht sogar neu zu definieren. Man kennt einander ja. Acht Wochen später sagt Michael Spindelegger, dass SPÖ und ÖVP über "die großen Brocken" noch gar nicht begonnen haben zu reden.

Who the fuck is Germany?

Nun, der Polemiker fragt sich, ob die zwei Regierungsparteien bis dato nur damit beschäftigt waren, die vielen Weihnachtskeks-Rezepte zu evaluieren. Aber gleichzeitig weiß er natürlich: Nein. Es ist lediglich so, simma sich ehrlich: Who the fuck is Germany? Was haben die Piefke in der Europa- und Weltpolitik schon für eine Bedeutung? Wen interessiert es, ob der Angie-Bär schnellstmöglich eine tragfähige Regierung auf die Beine stellt?

Vergiss' die Streber! Wir sind der Global Player. Und der österreichische Weg der seriösen, bis ins kleinste Detail durchdachten rotschwarzen Reformvision soll der Welt auch diesmal Vorbild sein. Und angeblich wurde in der Arbeitsgruppe Vanillekipferl (Mandel oder Walnuss) bereits Einigung erzielt: Beides gut. Wir müssen es nur richtig kommunizieren.

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