Zurück zum Lagerfeuer

Land Rover Experience
Horst Bauer

Horst Bauer

Die ersten Kilometer der Tagesetappe zeigen schon, dass das heute ein spezieller Tag wird

von Dr. Horst Bauer

über außerplanmäßige Abläufe bei der Land Rover Experience

Der dritte Tag der Land Rover Experience beginnt mit ersehntem Luxus und endet mit unerwarteter, aber letztlich hoch willkommener Bodenständigkeit.

Das Camp neben dem Bach wird beim ersten Tageslicht zu umfangreichen Waschungen im Fließwasser genutzt. Nach zwei Tagen im Staub und praktisch keinem Kontakt zu Fließwasser (außer aus dem Trinkwasserkanister) nutzt der Großteil der Teilnehmer das flache (und damit Croco-freie) Bachbett bei der Furt für die Morgentoilette. Zufriedene Gesichter beim Frühstück, als ob alle aus dem Wellness-Spa gekommen wären.

Dann zeigen schon die ersten Kilometer der langen Tagesetappe, dass das heute ein spezieller Tag wird. Die Piste wird zwischen den von unzähligen Termiten-Säulen gesäumten Laubbäumen immer wieder so eng, dass der Versorgungs-Lkw, all seiner souveränen Geländegängigkeit zum Trotz, kaum durchkommt. Obwohl als erster gestartet, holt ihn die letzte Gruppe bereits nach knapp zwei Stunde ein. Immer wieder rücken der hinzugezogene lokale Ranger, der uns in seinem Pick-up begleitet, und der italienische Experience-Teilnehmer (praktischerweise gelernter Feuerwehrmann aus Buia bei Udine) mit den Buschmessern der Neuzeit aus, um den Weg freizulegen. Hier geht’s aber nicht um kaltblütigen Baummord, die Motorsägen erledigen nur den Job, den früher oder später die Termiten übernommen hätten. Auf die kann man jedoch nicht warten, weil es auch so schon schwierig genug wird, das nächste Camp noch bei Tageslicht zu erreichen.

Für den restlichen Konvoi steht vorher noch ein besonders Zuckerl auf dem Programm. Die Aborigines, denen das Gebiet gehört, durch das die Land Rover Experience dank einer Sondergenehmigung durchfahren darf, zeigen ihnen noch einen für sie heiligen Platz. Das sogenannte Sinkhole ist ein riesiger Krater mitten im Busch, der irgendwann eingebrochen ist, weil das Gelände vom Meerwasser, das in unterirdische Kanäle eingedrungen ist, unterspült wurde. Der See tief unten besteh aus Salzwasser und ändert seinen Wasserstand mit den Gezeiten des Meeres – das jedoch Kilometerweit entfernt ist.

Die Hauptattraktionen auf der weiteren Strecke bilden die unzählbaren Termiten-Skulpturen in allen Größen und Formen. Sonst gibt’s nur Laubwald, zwischendurch ein paar „kalte Feuer“, kontrollierte Schwelbrände, mit denen die Aborigines das Gras und die Pflanzen zwischen den Bäumen klein halten, damit bei einer Selbstentzündung nicht so viel Hitze entsteht, dass auch die Bäume verbrennen würden. Die teilweise apokalyptisch anmutenden Wälder mit an den Stämmen angekohlten Baumstämmen und schwarzer Erde sind in Wahrheit aber ein Quell künftigen Wachstums, weil die Hitze der Schwelbrände deren Samenkapseln zum Aufplatzen bringt und so die neue Vegetationsperiode einläutet.

Auf den nächsten Kilometern zeigt sich, dass die Truppe rund um den Versorgungs-Lkw einen harten Tag haben wird, um ihn durch das Dickicht an umgestürzten oder an der falschen Stelle neben der schmalen Piste neu aufschießenden Bäumen durchzubringen und unter den Teilnehmern macht sich langsam die Gewissheit breit, dass das heute am Abend wohl nichts wird mit dem jetzt schon gewohnten warmen Buffet mitten in der Wildnis.

Zurück zum Lagerfeuer

Selbst die drei Konvois treffen erst bei Sonnenuntergang am Strand ein, der als Camp-Platz vorgesehen ist. Als die eigenen Zelte bei letzten Tageslicht aufgebaut sind, kommt die Meldung der Einsatzleitung: Der Küchen-Truck kommt heute gar nicht mehr. Da es bis spät in die Nacht gedauert hätte, dem Rest des Konvois zu erreichen, hat man umdisponiert. Man warte auf die Truppe an einer vereinbarten Stelle, an der die morgige Route vorbeiführt. Also keine warme Küche, keine kalten Getränke und kein W-Lan via Satellitenverbindung. Und plötzlich kehrt bei allen die große Ruhe ein. Es wird am Strand Holz für ein großes Lagerfeuer gesucht, die Instruktoren stellen alle in den Autos verfügbaren Lebensmittel auf einen Klapptisch und unter einem vom Halbmond beleuchteten Sternenhimmel, das Rauschen des Meeres hinter der kleinen Düne im Ohr schart sich die Truppe ums Lagerfeuer. Und selbst jene begleitenden Journalisten-Kollegen, die sich an den Abenden zuvor um die W-Lan-Zugangscodes gebalgt haben, kapitulieren vor den bodenständigen Tatsachen.

Kein Handy-Empfang, kein Internet, kein Facebook – einfach nur ein ruhiger Abend am Strand irgendwo weitab der Zivilisation. Unter einem so schon lange nicht mehr gesehenen Sternenhimmel.

Kontakt zur Welt wird dann morgen wieder aufgenommen.

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