Begegnung mit Mad Max

Begegnung mit Mad Max
Horst Bauer

Horst Bauer

Das klassische Bier nach einem langen, staubigen Tag auf der Piste entfällt

von Dr. Horst Bauer

über das Alkoholverbot der letzten Tage

Begegnung mit Mad Max

Der Tag nach dem ungeplanten Lagerfeuerabend mit Schonkost beginnt nach einer kurzen Fahrt zurück vom Strandcamp bis zum „Highway“ mit einem geplanten Fünfstern-Frühstück. Die Crew des Küchentrucks und ihre Motorsägen-Männer warten an der Kreuzung mit aufgebautem Buffet. Selbst erst nach zähem Kampf mit dem Unterholz entlang des Weges um Mitternacht an dieser Stelle angekommen, wurde nach nur vier Stunden Schlaf bis zum Eintreffen der hungrigen Truppe gegen 07.00 in der Früh wieder gezaubert.

Frühstück und Lage-Briefing findet dann nicht am Highway, sondern buchstäblich auf dem sogenannten Highway (einer Schotterpiste mit leidlich zwei Fahrspuren Breite) statt – was bereits alles über die Verkehrsfrequenz in dem für nicht autorisierte Besucher gesperrten Land der lokalen Aborigines aussagt.

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Land Rover Experience

Hier herrschen auch in anderer Hinsicht strenge Regeln. Im ganzen Gebiet der Aborigines im Northern Territory herrscht strengstes Alkoholverbot – was auch für den Treck der Land Rover Experience gilt. Das klassische Bier nach einem langen, staubigen Tag auf der Piste entfällt schon die ganze Tour lang – zumindest in seiner wahren Form. Als Placebo hat die Truppe von Veranstalter Dag Rogge die (schütteren Bestände) an alkoholfreiem Bier in Darwin und Umgebung aufgekauft, um zumindest das Ritual an sich aufrecht erhalten zu können.

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Bis es heute allerdings so weit ist, stehen noch rund 235 abwechslungsreiche Kilometer bevor. Dank der besseren Piste geht es zunächst etwas flotter voran als gestern, als für die 175 km rund 9 Stunden benötigt wurden. Der erste Tankstopp des Tages nach rund 100 km wird bereits in routinierter Schnelligkeit erledigt – bis der ganze Konvoi durch ist, geht trotzdem viel Zeit auf. Als Belohnung dafür winkt kurz nach dem Dorf mit der Tankstelle die nächste reine Offroad-Passage, auf der die Land Rover Discovery Sport mit dem neuen 185 PS starken Ingenium-Diesel erneut zeigen können, dass sie keine „Softroader“ sind, sondern auch in schwererem Gelände ihrer Abstammung alle Ehre machen. Vor allem der „Sand-Modus“ des adaptiven Allradsystems bekommt es mit mehreren harten Bewährungsproben zu tun. Wer vor einer längeren Passage mit tiefem, weichem Sand nicht vergisst, auch noch das ESP wegzuschalten und etwas Gefühl im Gasfuß hat, dem bleibt der peinliche Funkspruch nach Hilfe erspart - und auch das Ausschaufeln bei 38 Grad Hitze.

Aber auch mit den harten Waschbrettpisten gehen die Autos erfreulich souverän um. Außer zwei Reifenschäden ist bis dato kein größeres Problem aufgetreten – und das bei einer kondensierten Beanspruchung, welcher der Großteil der Discovery Sport in Kundenhand wohl nie auch nur ansatzweise ausgesetzt sein wird.

Der Höhepunkt des Tages – trotz einiger gesichteter Wasserbüffel und sogar einer kleinen Herde Wildpferde, die im gestreckten Galopp quer über die Piste in einem ausgetrockneten, breiten Flussdelta preschen – bleibt aber die erste Begegnung mit einem Roadtrain. Diese gigantischen Lastwagen, die mit drei bis vier Anhängern im Schlepptau quer durch Australien donnern, sind eine Erscheinung wie aus einem Mad-Max-Film. Als endlich der erste vom Vorausauto des Konvois gesichtet wird (oder vielmehr dessen Staubwolke), wird die Botschaft via Funk an alle Folgenden weitergegeben und von diesen die erlernte Schutzstellung eingenommen. Sofort links ranfahren und alle Fenster schließen. Erstens stehen die Trucker dieser Roadtrains im Ruf, nur einmal zu bremsen (wenn sie angekommen sind) und zweitens ziehen diese bis zu 40 Meter langen Ungetüme auf den Schotterfahrbahnen eine Staubwolke hinter sich her, die apokalyptische Ausmaße annehmen kann. Noch beeindruckender wirkt das Ganze, wenn sich diese Erscheinung im abendlichen Gegenlicht auf dem Horizont auftaucht und immer größer wird. Donnert der Road-Train dann an einem vorbei, geht für kurze Zeit das Licht aus – und die Weiterfahrt ist erst zu raten, wenn sich der Staub verzogen hat und wieder klare Sicht auf die Fahrbahn herrscht.

Damit gibt’s im letzten Camp der Tour vor der geplanten Hotel-Nacht in Katherine (die erste Dusche seit vier Tagen wird sogar noch sehnlicher erwartet als das erste richtige Bier) wieder ausreichend Gesprächsstoff – diesmal wieder versorgt von den Küchenzauberern des Versorgungs-Lkw.

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