Lebenselixier Gulasch

Der Fleischeintopf muss endlich raus aus den verstaubten Vorstadt-Beisln. Der Versuch einer Ausweitung der Kochzone.
Dietmar Kuss

Dietmar Kuss

Gulasch wärmt und macht müde Partygänger munter. Das ist unbestritten. Ebenso die Tatsache, dass der österreichische Magen dazu ein Seidl Bier braucht ("A Gulasch und a Seidl Bier das is ein Lebenselixier" - W. Ambros). Das dürfte an der chemisch-biologischen Struktur des Homo Austriacus liegen. Die natürliche Selektion brachte diese Spezies hervor. All jene, die sich seit jeher weigerten, zum scharfen österreichischen Saftgulasch ein Bier zu trinken, wurden schief angeschaut. Übrig blieben die Regenerationsbier-Junkies, die man zur späten Vormittagsstunde im Beisl antrifft (leise und unauffällige Annäherung ist empfohlen, sie reagieren vor allem bei der Nahrungsaufnahme aggressiv).

Ingwer statt Chili

Soviel zur Theorie. Da ich gerne für Minderheiten eintrete und alte Gewohnheiten oft überflüssig finde, möchte ich ein neues – hoffentlich zukunftsweisendes – Gulaschkonzept vorstellen. Es ist inspiriert vom indischen Curry und hilft noch viel besser gegen Kater! Wetten? Kurz die Grundprinzipien: 1) Wärmende Zutat ist statt einem Übermaß an scharfem Paprika und Chili Ingwer und Gelbwurz (Kurkuma). Das schont den Magen. 2) Karotten und Sellerie helfen den geschundenen Geschmacksnerven auf die Sprünge. 3) Getrunken wird dazu Wasser oder Lassi.

Augenscheinlich ist die Ähnlichkeit zum indischen Curryeintopf. Das betrifft nicht nur die Zubereitung, sondern auch die Konsistenz des Gerichts. Zwiebeln fein hacken und in Öl etwa 30 Minuten unter ständigem Rühren bei extrem niedriger Temperatur anrösten bis sie Farbe bekommen. Knoblauch und Ingwer ebenfalls fein hacken, zu den Zwiebeln geben und weitere 5 Minuten anrösten. Gelbwurz dazu und gut durchmischen. Mit etwas Essig ablöschen. Dann Tomatenmark, Kümmel, Lorbeerblätter, Pfeffer und Paprikapulver untermischen. ½ Liter Wasser und 1 TL Salz dazu. Ohne Deckel köcheln lassen - das Resultat soll eine pasteähnliche Konsistenz haben. Schältomaten in kleinere Stücke schneiden und mit dem Saft 5 Minuten mitkochen. Dann noch mal ¾ l Wasser (oder auch Suppe) dazu und mit Deckel 20 Minuten kochen lassen. Lorbeerblätter herausnehmen und mit einem Pürierstab kurz pürieren. Geschnittenes Wurzelgemüse (Rüben, Karotten, Sellerie) und das Fleisch (vorher leicht salzen) dazugeben. Dann mindestens 1 Stunde mit Deckel köcheln lassen. Aufgewärmt wie immer besser … dann aber vielleicht doch mit einem Seidl Bier!

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