Die Kultur sucht Platz auf dem Handybildschirm

Cay Stefan Urbanek, kaufmännischer Direktor des Volkstheaters, und Stefan Ragg, Vorstand der Universal Edition.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Die Kultur sucht Platz auf dem Handybildschirm

von Georg Leyrer

über eine neue Smartphone-App für Kultur

Die Größten der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts, wie Arnold Schönberg, Kurt Weill, Karlheinz Stockhausen, hatten eines gemeinsam: ihren Musikverlag. In mehr als 110 Jahren hat der in Wien ansässige Universal Edition ( UE) ein überaus breites Repertoire angesammelt, von Anton Webern über Pierre Boulez bis Arvo Pärt.

Der jüngste Eintrag im Katalog der Universal Edition ist aber überraschend: Neu im Angebot des Musikverlags ist eine Handy-App.

Bei der geht es nicht darum, das Musikprogramm der UE zu promoten. Sondern der Verlag will die App an Kulturinstitutionen verkaufen, damit diese in Kontakt mit dem Publikum treten, Tickets verkaufen und über ihr Angebot informieren, sich aber das kostspielige Erstellen eigener Handy-Apps ersparen können.

Die UE sucht damit eine Antwort auf jene neuen Fragen, vor denen sich Kulturinstitutionen sehen. Denn die Online-Kommunikation erweist sich für die Opern, Theater und Konzerthäuser als Zwickmühle: Kultureinrichtungen sehen sich vor „immer schwierigeren Rahmenbedingungen“, sagt der Vorstand der UE, Stefan Ragg. Die finanziellen Mittel werden „eher geringer“. Dennoch stellen sich neue Anforderungen in der Kommunikation. Denn in Zeiten der Social Media erwartet ein wachsender Teil des Publikums, dass Theater und Opern den direkten Online-Kontakt suchen – und pflegen. Das ist im Technologiebereich und inhaltlich mit hohem Mitarbeiteraufwand verbunden – eine finanzielle Belastung.

Community

Die „Mundpropaganda“, die für den Kartenverkauf immens wichtig ist, „verlagert sich zunehmend in elektronische Kanäle“, sagt Cay Stefan Urbanek, der kaufmännische Geschäftsführer des Volkstheaters. Sein Theater ist erster Nutzer der UE-App. Es gibt „schon jetzt eine Community, die das Volkstheater sehr genau verfolgt.“ Dieser bietet man mit der neuen App u.a. die Möglichkeit, den Spielplan sowie Informationen über das Ensemble abzurufen, es gibt Fotos, Videos und eine Anbindung an Social Media. In Zukunft sollen Erinnerungen an Veranstaltungen und Info über Spezialangebote dazukommen.

„Es ist 100prozentig richtig, das nicht selber zu programmieren“, sagt Urbanek. Denn eine gekaufte App ist für das Theater billiger als eine eigene. Auch die Kosten für den Betrieb müssen gering gehalten werden, sagt Urbanek: Es dürfe „keine Notwendigkeit für eine redaktionelle Nachbearbeitung geben“.

Dass die UE nun als App-Anbieter auftritt, legt die Marktlogik nahe: Dass es den Kulturinstitutionen finanziell schlechter geht, trifft auch die Verlage. Diese verkaufen u.a. Aufführungsrechte an Bühnen – und diese sind in Zeiten knapper Kassen zögerlicher. Das ist aber nur ein Grund für das App-Angebot, sagt Ragg: „Wir machen das nicht aus Angst. Wir werden ein Verlag bleiben. Aber es ist sinnvoll, unseren Partnern neue Angebote zu liefern.“ Denn wenn der Kostendruck auf die Kultureinrichtungen geringer wird, „geht es uns auch als Verlag besser“.

Kommentare