Für Sie ist kein Platz

Mütter mit Babys und Rollstuhlfahrer sollten nicht zu Bürgern zweiter Klasse degradiert werden.
Doris Knecht

Doris Knecht

Frau B. hat einen zwei Monate alten Sohn, folglich: Kinderwagen. Und damit ist sie, weil im Wienerwald wohnhaft, häufig öffentlich unterwegs, mit positiven Erfahrungen etwa in der Südbahn, wo ein Zugbegleiter ihr unaufgefordert half, den Wagen aus dem Zug zu heben. Am Dienstag musste Frau B. mit dem Sohn zum Kinderarzt in den Nachbar-Ort, und weil der Lebensgefährte das Auto brauchte, fuhr sie mit dem Bus. Also: Sie wollte mit dem Bus fahren, denn als sie einsteigen wollte und um Hilfe bat, blieb der Busfahrer sitzen und sagte: "Ich kann Sie nicht mitnehmen." Frau B. fragte ungläubig nach dem Grund. Weil für den Kinderwagen kein Platz sei. Frau B. erklärte dem Busfahrer, sie habe in einer halben Stunde einen Arzt-Termin, wie sie da hinkommen solle? Das sei ihr Problem, und vielleicht nähme sie ja der nächste Bus in einer halben Stunde mit: Sprach der Fahrer, fuhr los und ließ Frau B. und Sohn im Regen stehen. Die wurde dann von netten Freunden mit dem Auto gebracht. Und mailte danach eine Beschwerde an die Postbus-AG, auf die sie umgehend freundliche Antwort erhielt: Der Busfahrer werde zu einem Gespräch geladen und gemaßregelt. Aber nur für seinem Umgangston, nicht für seine Handlung: Denn es gebe leider noch immer Busse, die aus Sicherheitsgründen weder Rollstühle noch Kinderwägen transportieren dürfen, und dies sei, wie bei der Hälfte der Busse in dieser Gegend, bei diesem leider der Fall gewesen. Über die Einführung von Niederflurbussen werde aber bereits diskutiert. Das ist gut. Denn dass Müttern mit Babys und Rollstuhlfahrern nicht dieselben Rechte zustehen wie anderen Menschen und sie so zu Bürger zweiter Klasse degradiert werden: Das kann ja wohl nicht sein.

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