1,5°: Klimagipfel streitet um noch schärfere Ziele

Vorsitzland Frankreich verhandelt im Eiltempo, die Inselstaaten dürfen weiter auf ambitionierte Klimaziele hoffen
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Natürlich ist jede Hilfe willkommen: Sollten die Klimaverhandlungen noch ins Stocken geraten, will Papst Franziskus vermitteln. Der ghanaische Kurienkardinal Peter Turkson, Vorsitzende des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, sagte, der Papst habe großes Vertrauen in den Klimagipfel.

"..sonst droht eine Katastrophe"

Nur für den Fall, dass die Konferenz zu scheitern droht, würde sich der Papst an die Delegierten der 195 Staaten richten, berichtet Radio Vatikan. Ein Scheitern wäre eine Katastrophe für die Menschheit, so Papst Franziskus.

Klimaziel deutlich schärfer?

Aus Paris kommen gute Nachrichten: Wie ein Lauffeuer verbreitet sich am Mittwoch am riesigen Gelände der Klimakonferenz nördlich von Paris die Nachricht, dass im Abschlussdokument das Klimaziel von 1,5° Celsius (als maximaler Anstieg der Erderwärmung im Vergleich zu vor-industriellen Temperaturen) festgeschrieben werden könnte.

Todesurteil

Das wäre ein immenser Erfolg für jene Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, da bisher immer nur von einem 2°-Ziel oder von einem Ziel „deutlich unter 2°“ die Rede war. Das 2°-Ziel gilt bei vielen der ärmsten Staaten als auch bei den Tausenden NGOs weltweit, die sich für den Klimaschutz einsetzen, als Todesurteil für Millionen von Menschen, die bereits vom steigenden Meeresspiegel, Dürren oder anderen Klimaänderungen bedroht sind, die durch die bisherige Erderwärmung von rund 1° verursacht werden. „Wenn es um New York City oder London gehen würde, die unter den Meeresfluten verschwinden würden, so wie das den kleinen Inselstaaten im Pazifik droht, bin ich mir sicher, dass es überhaupt keine Debatte gäbe, was das Ziel sein soll“, mahnte der Kumi Naidoo, Direktor von Greenpeace International.

Förderstopp

Damit das 1,5°-Ziel erreicht werden kann, wären immense Anstrengungen notwendig, um so schnell wie möglich aus den fossilen Energien (Öl, Gas, Kohle) auszusteigen.

Im Eiltempo

Der französische Außenminister Laurent Fabius, der Vorsitzende des UN-Klimagipfels, hat unterdessen das Arbeitstempo noch einmal verschärft. Am späten Mittwochnachmittag – fast 24 Stunden früher als erwartet – legte er einen neuen Entwurf für ein weltweit gültiges Klimaabkommen vor. Die wesentlichen Punkte sind im Text aber noch immer mit eckigen Klammern versehen, müssten also bis Freitag noch ausverhandelt werden.

Juristen-Armada

Der französische Gipfelvorsitz, der auf eine Armada an Fachjuristen und Diplomaten vertraut, die im Hintergrund arbeiten, könnte bei diesem Gipfel die 21-jährige Blockade eines nachhaltigen Klimavertrags beenden.

Öl-Staaten blockieren

Einige aufsässige Staaten, zumeist Erdölstaaten wie jene am Persischen Golf, Malaysia oder Venezuela, versuchen zwar, die Gespräche zu bremsen, bisher aber ohne Erfolg. Sollten kurz vor Schluss nur mehr wenige Knackpunkte offen sein, würden die Franzosen erneut die Staats- und Regierungschefs einbinden, um doch noch einen Durchbruch zu schaffen, sind sich einige Verhandler sicher.

Kommentare